MATTHIAS HACH: Herr Matthias Hach, Ende 2017 wurde bekanntgegeben, dass Sie neuer Marketing- und Vertriebsvorstand der comdirect werden. Welche Pläne haben Sie in dieser Position mit der comdirect für 2018? Worauf möchten Sie den Schwerpunkt setzen?
Hach: Ich habe in den letzten beiden Jahren den kontinuierlichen Ausbau des Brokerage-Angebots bei comdirect mit innovativen Produkten und Services vorangetrieben. Genau hier möchte ich weitermachen und die Position von comdirect als erste Adresse für Sparen, Anlegen, Handeln mit Wertpapieren und die Position als beste Online Vermögensverwaltung weiter stärken. Aber nicht nur beim Thema Wertpapiere sind wir gut unterwegs. Wir wollen noch viel stärker als smarter Finanzbegleiter wahrgenommen werden. Dafür setzen wir dieses Jahr starke Akzente. Schauen Sie sich zum Beispiel als ersten Use Case unsere neue Chat-Überweisung an. Damit zeigen wir, dass klassisches Banking auch ganz anders funktionieren kann.
MATTHIAS HACH: Gleichzeitig wurde MiFID II eingeführt. Was hat sich damit für Ihre Kunden verbessert und wie haben Sie die Einführung erlebt beziehungsweise sich intern darauf vorbereitet?
Hach: Die Umsetzung von MiFID II war für comdirect genauso wie für die ganze Bankenbranche das bisher größte regulatorische Projekt und insofern eine große Kraftanstrengung. Umso mehr freut es mich, dass der Rollout ohne größere Probleme geklappt hat. Zu den Vorteilen für die Kunden: Die Hauptziele dieser Richtlinie sind ja mehr Anlegerschutz und Transparenz bei der Geldanlage in Wertpapieren. Mit MiFID II werden die Regelungen von MiFID I erweitert, indem zum Beispiel die Informationen über Risiken und Kosten beim Wertpapierhandel noch umfassender und verständlicher werden. Die Kunden können so noch besser erkennen, ob ein bestimmtes Wertpapier für ihre Erfahrungen und Bedürfnisse geeignet ist und welche Kosten mit der Order verbunden sind.
MATTHIAS HACH: Der von der comdirect berechnete Brokerage-Index befindet sich aktuell auf dem tiefsten Stand seit einem Jahr (Stand: 17.01.2018). Wieso setzen Privatanleger aktuell vermehrt auf Verkauf?
Hach: Im Grunde folgt das einer ganz gesunden Logik: Zu günstigen Kursen wird gekauft und zu höheren Kursen, wie wir sie aktuell gesehen haben, verkauft. Nach unserer Beobachtung verstärkt sich der Effekt durch einen gewissen Respekt vor historischen Höchstmarken, wie es zuletzt der Fall war. Zudem sehen wir erfahrungsgemäß zum Jahresende gewisse „Aufräumaktivitäten“: Investments, die enttäuscht haben, werden aus den Depots eliminiert, oder es wird aus Gründen der Steuer- beziehungsweise Freibetragsoptimierung verkauft.
MATTHIAS HACH: Privatanleger setzen laut Brokerage-Index bei Aktien, Fonds, Zertifikaten, Renten und Optionsscheinen eher auf Verkauf, bei Kryptowährungen gibt es dagegen einen Hype. Wie beurteilen Sie den? In welche Richtung könnte der Trend 2018 noch gehen?
Hach: Wie sich Bitcoin und Co. in diesem Jahr entwickeln werden, traut sich aktuell kein Experte vorherzusagen, ich auch nicht. Fakt ist, dass sich 2017 ein Mega-Hype darum entwickelte. Der Bitcoin als bekanntester Vertreter verteuerte sich zeitweise um nahezu 2000 Prozent bis zu Kursregionen von 20.000 US-Dollar, um sich anschließend wieder auf zirka 6000 US-Dollar zu dritteln. Auf der einen Seite hat die Einführung von Bitcoin-Futures die virtuelle Währung ein Stück weit hoffähig gemacht. Auf der anderen Seite haben Notenbanken oder andere staatliche Institutionen ein baldiges Ende dieser Währungen angekündigt. Es ist auf jeden Fall richtig, ein waches Auge auf die weitere Entwicklung zu haben.
MATTHIAS HACH: Die cominvest beziehungsweise comdirect wurde im vergangenen Dezember bei den ETP-Awards nicht nur als beste Online Vermögensverwaltung, sondern auch als beste ETF-Direktbank ausgezeichnet. Welche Angebote und Weiterentwicklungen wird es geben, damit Sie 2018 erneut den Preis gewinnen werden?
Hach: Über Auszeichnungen als beste Online Vermögensverwaltung und auch als beste ETF-Direktbank haben wir uns natürlich sehr gefreut. Das ist für uns zusätzlicher Ansporn, cominvest und unser ETF-Angebot weiterzuentwickeln. Unser Ziel für 2018 ist klar: Wir wollen mit cominvest weiter organisch wachsen und unser Angebot im Sinne der Kunden ausbauen. Dafür haben wir zum Beispiel zu Jahresbeginn den AnlageAssistent aus cominvest ausgegliedert und bieten ihn wieder als eigenständiges Angebot an. Wir wollen damit noch mehr Transparenz für unsere Kunden schaffen. Bei den ETFs sind wir ebenfalls sehr gut positioniert. Hier geht es uns insbesondere darum, ETFs noch stärker in den Kundenfokus zu rücken und diese weiter in unsere Angebotswelt jenseits des „Execution only“-Geschäfts zu integrieren. Dies ist uns in der Vergangenheit bereits bei Formaten wie dem Bonussparen gelungen. Hier werden weitere Formate folgen.
MATTHIAS HACH: Warum werden gerade ETFs immer interessanter für deutsche Anleger?
Hach: ETFs sind ein gutes Einsteigerprodukt. Da sie einen Index abbilden und über kein aktives Management verfügen, sind sie grundsätzlich transparenter und günstiger als andere Wertpapierprodukte. Mittlerweile haben ETFs auch einen ordentlichen Track Record und zumindest bei den Online-Banken und Brokern eine große Heimat gefunden. Sie sind damit alles andere als Neuland und bieten Anlegern durch Sparplanfunktionen Einstiegsmöglichkeiten mit sehr geringen Sparbeträgen, bei comdirect ab 25 Euro.
MATTHIAS HACH: In Sachen Digitalisierung ist die comdirect mit Sprachassistenten wie Alexa und dem Google Assistant ganz vorn dabei. Welche Vorteile haben diese neuen Angebote für Trader?
Hach: Sprachassistenten gewinnen im Alltag der Menschen zunehmend an Bedeutung. Sie haben ein enormes Potenzial, das Leben der Menschen einfacher und bequemer zu machen – auch das Trading. Das passt gut zu unserem Anspruch, smarter Finanzbegleiter im Leben unserer Kunden zu sein.
MATTHIAS HACH: Haben Sie selbst auch einen Echo Dot oder Google Speaker zuhause beziehungsweise nutzen Sie die Sprachassistenten?
Hach: Klar! Diese kleinen Lebens-Erleichterer sind echt total faszinierend – einfach und intuitiv.
MATTHIAS HACH: Wie wichtig ist generell die sich immer weiterentwickelnde Digitalisierung an den Märkten und bei den Anbietern? Welche technischen Innovationen und Verbesserungen wird es 2018 bei der comdirect geben – können Sie uns schon etwas verraten?
Hach: Die Digitalisierung ist die industrielle Revolution des 21. Jahrhunderts und längst nicht abgeschlossen – auch nicht im Wertpapierhandel. Von daher ist dieser Prozess auch für die comdirect eine zentrale Herausforderung. Märkte, Prozesse, Anbieter, aber auch das Kundenverhalten verlangen immer mehr Innovation und Effizienz, was in erster Linie mit digitalen Lösungen zu erreichen ist. Dies hat die comdirect als Direktbank jedoch in ihrer Genetik, sodass wir weiterhin trotz großer Herausforderungen durch regulatorische Anforderungen auch 2018 mit einigen Neuerungen vor allem für aktive Trader aufwarten werden. Natürlich sind wir bestrebt die Auszeichnungen als beste Online Vermögensverwaltung und auch als beste ETF-Direktbank zu wiederholen.
Der Original-Artikel erschien in der Ausgabe 03.2018 im Magazin TRADERS´. Da es sich um einen historischen Beitrag handelt, können sich Personen-, Firmen- und Produktdaten, Webseiten, Software, Strategien, gesetzliche Regelungen und anderes verändert haben bzw. ungültig geworden sein. Die Aktualität des Artikels bezieht sich somit stets auf das Erscheinungsdatum.
- Lesen Sie einen weiteren interessanten Artikel zum Thema: Vanessa Schuberth Hohe Flexibilität durch Reverse-Bonus- und Discount-Zertifikate
- Folgen Sie der Traders-Mag Gruppe auf TradersYard…
- Informieren Sie sich über die neuesten Ausgaben des Traders-Magazine…
- Melden Sie sich zu den TradersMag Daily-Briefings an…
Featured by TradersYard und AgenaTrader