JOCHEN STANZL: KÜRZLICH HAT CMC MARKETS EINE EMOTIONALE TV-KAMPAGNE GESTARTET: WENN MOMENTE MÄRKTE BEWEGEN. WELCHE MOMENTE AN DEN MÄRKTEN HABEN SIE DENN IM JAHR 2018 BEWEGT?
Jochen Stanzl: Es begann mit dem gleichzeitigen Einbruch bei Aktien und Kryptowährungen im Januar. Nur wenige Tage zuvor herrschte noch Euphorie und dann schlug innerhalb von nur zwei Wochen die Gier in Angst um. Auch schön zu sehen war in diesem Jahr, wie das Event Trading an Bedeutung gewann, weil aufgrund fehlender Impulse die Volatilität zeitweise völlig zum Erliegen kam. Und wie die Medien sowie die Börse gegenüber neuen Trump-Tweets immer mehr abstumpften. Und auch wie selbstverständlich der Aktienmarkttrend und die US-Tech-Aktien Performance der vergangenen zehn Jahre linear auf die kommenden Jahre fortgeschrieben wird. Die hohe Selbstzufriedenheit der Anleger bei Aktien aber ist, auch für Kunden von CMC Markets, ein Warnsignal.
JOCHEN STANZL: EINE GROSSE ÄNDERUNG WAR IN DIESEM JAHR AUCH DIE UMSETZUNG DER ESMA-REGELUNGEN FÜR CFDS. WIE IST IHRE MEINUNG DAZU, WIE HABEN IHRE KUNDEN REAGIERT UND WAS HAT SICH BEI IHNEN SEITDEM GEÄNDERT?
Stanzl: Seit ich vor gut drei Jahren nach Frankfurt zu CMC Markets gekommen bin, lag es mir am Herzen, unseren Kunden vernünftige Ansätze zur Kontrolle ihrer Risiken an die Hand zu geben, mit denen sie sich am Markt mit ihrem Trading bewegen. Denn die Schildkröte gewinnt im Trading das Rennen. Wer dagegen mit jedem Trade von der Mittellinie ein Tor schießen will, wird nicht lange überleben. Anders ausgedrückt: Wer mit einem Hebel von 20 meint, nicht mehr handeln zu können, hatte vermutlich auch mit einem Hebel von 400 keinen nachhaltigen Erfolg. Es ist nicht der Hebel, der die Gewinne bringt, sondern ein nachhaltiger, auf statistischen Erwartungswerten aufbauender strategischer Ansatz. Dazu benötigt man ein System und dann Backtests, Backtests und noch mal Backtests – bis man sich selbst davon überzeugt hat, dass das, was man vorhat, auf Dauer Erfolg haben wird. Sonst ist man sich selbst im Weg. Und hält sich nicht an das, was man geplant hat. Wer Trading ernsthaft als Geschäft betreiben möchte, findet im CFD auch nach der Regulierung der ESMA ein professionelles Instrument, mit dem man kostengünstig und effizient Zugang zu tausenden Basiswerten weltweit erhalten kann.
JOCHEN STANZL: WELCHE FEHLER BEOBACHTEN SIE AM HÄUFIGSTEN UND WARUM SCHEITERN SO VIELE?
Stanzl: Der einfache Grund, warum viele im Trading scheitern, ist, dass es keine Eintrittsbarrieren gibt. Gerade viele Einsteiger gehen mit einer großen Portion Naivität an die Sache heran und behandeln das Trading nicht wie andere Bereiche im Leben. Sie verstehen vollständig, warum ein Arzt sieben Jahre ausgebildet wird, bevor er praktiziert, warum Rechtsanwälte zuvor Jura studieren müssen oder Athleten nahezu ihr gesamtes Leben Sport machen, um so gut zu sein, wie sie es sind. Dennoch lehnt es – aus einem mir unbekannten Grund – die Mehrheit der Menschen, die mit dem Trading anfangen, ab, ihr Handwerk zu lernen und eine Strategie zu entwickeln. Das passiert aber nicht nur bei CFDs. Das ist überall im Trading so. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Anteil der Konten, auf denen Geld verloren wird, bei Hebelzertifikaten oder auch im direkten Aktien-Trading sehr viel niedriger ist.
JOCHEN STANZL: SEIT DEM SOMMER KÖNNEN NUN AUCH PRIVATKUNDEN BEI IHNEN CFDS AUF KRYPTO-WÄHRUNGEN HANDELN. WIE WURDE DIE OPTION BISHER ANGENOMMEN – VOR ALLEM IM HINBLICK DARAUF, DASS DER BITCOIN NICHT AN SEINE ERFOLGSSTORY VON 2017 ANKNÜPFEN KONNTE?
Stanzl: Kryptowährungen sind dezentral gehandelte Instrumente, die man im Normalfall mit Gegenparteien handeln muss, die nicht reguliert sind. Wohin soll sich der Kunde wenden, wenn eine Handelsplattform in China gehackt wurde und das Geld weg ist? Bei CMC Markets hat man Zugang zu verschiedenen Kryptowährungen, und zwar Long und Short und zusätzlich ohne Nachschusspflicht wie bei jedem CFD-Konto unter Aufsicht der BaFin. Also ein Rundumwohlfühlpaket. Bei unseren Kunden stießen Kryptos schon in der Planungsphase auf wenig Interesse. Die meisten unter ihnen betrachten die Instrumente wegen der massiven Volatilität immer noch vor allem als Risiko, was sich ja auch bestätigt hat, wenn man sich einmal den Preisverlauf in diesem Jahr ansieht.
JOCHEN STANZL: 2018 GAB ES EINE ENORME US-TECH-AKTIEN EINE GUTE PERFORMANCE . WIE IST IHRE MEINUNG ZU DIESEM SEKTOR?
Stanzl: Ein maßgeblicher Aspekt der Rallye im Nasdaq liegt in der Tatsache begründet, dass wir es dort mit Monopolen und Oligopolen in zukunftsweisenden Sektoren wie sozialen Medien oder Big Data zu tun haben, denen kein Unternehmen weltweit (mit Ausnahme vielleicht der Chinesen, die ihren Markt dagegen schützen) das Wasser reichen kann. Beispiel Facebook: Der Quartalsumsatz vor nicht einmal acht Jahren lag noch bei 345 Millionen US-Dollar. Im zweiten Quartal 2018 waren es 13.231 Millionen, also rund 13,2 Milliarden US-Dollar – 40-mal so viel wie 2010. Wir haben es hier nicht mit kleinen Verschiebungen zu tun. Die Amerikaner haben den Markt vollständig unter sich aufgeteilt. Wer daran teilhaben will, muss wegen der US-Tech-Aktien Performance an die Nasdaq. Wenn der Gesamtmarkt dreht, wird es die hoch bewerteten Titel am stärksten erwischen. Da unterscheidet sich die heutige Situation nicht sehr von der im April 2000.
JOCHEN STANZL: WELCHE PLÄNE HABEN SIE 2019 IN SACHEN TECHNOLOGIE, PRODUKTE UND MARKTPOSITIONIERUNG?
Stanzl: Wir werden gegen Ende des Jahres unseren Kunden den Handel mit dem MetaTrader 4 ermöglichen, der wohl aktuell meistgenutzten Trading-Software. Und ich freue mich über gut 500 tägliche Zuschauer in unserem YouTube-Livestream. Wir bauen unser Programm dort weiter aus. Ich bin dabei, auf CMC TV eine wachsende Community von Tradern zu versammeln, die sich gegenseitig helfen, die sich über spannende Märkte austauschen, für die wir auf diesem Kanal ständig erreichbar sind, wenn es um Fragen zum Markt, Strategien, CFDs und CMC Markets geht. Wir möchten auf CMC TV ein tägliches Forum zur Ausbildung von Tradern schaffen.
Der Original-Artikel erschien in der Ausgabe 12.2018 im Magazin TRADERS´. Da es sich um einen historischen Beitrag handelt, können sich Personen-, Firmen- und Produktdaten, Webseiten, Software, Strategien, gesetzliche Regelungen und anderes verändert haben bzw. ungültig geworden sein. Die Aktualität des Artikels bezieht sich somit stets auf das Erscheinungsdatum.
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