SAMED YILMAZ: VOR ETWAS MEHR ALS EINEM JAHR HATTEN WIR UNSER LETZTES INTERVIEW MIT FXFLAT. WAS IST BEI IHNEN IN DIESEM JAHR ALLES PASSIERT UND GAB ES ENTWICKLUNGEN AM MARKT, DIE SIE VIELLEICHT NICHT ERWARTET HÄTTEN?
Samed Yilmaz: In diesem Jahr ist sehr viel passiert, jedenfalls aufsichtsrechtlich. Zu Beginn des Jahres ist MiFID II zum Tragen gekommen. Der Fokus liegt dort auf der Kundentransparenz. So wurden alle europäischen CFD-Anbieter angehalten, gleich mehrere Informationen zur Verfügung zu stellen, um ihre Produkte auf gleich hohem Niveau so transparent wie möglich zu machen. Für jedes einzelne Produkt muss zum Beispiel ein KID (Key Information Document) zur Verfügung stehen, woraus der Kunde Kosten, Chancen und Risiken ersehen kann. Die KIDs sind so aufgebaut, dass der Kunde die Produkte mit anderen Anbietern vergleichen kann. Es gibt des Weiteren eine Vorhandelstransparenz, also volle Kostenkontrolle, bevor man einen Trade eingeht, und sogar eine Nachhandelstransparenz, eine Auflistung der tatsächlich entstandenen Kosten. Das sind nur wenige wesentliche Dokumente, die wir erstellen und pflegen.
SAMED YILMAZ: SEIT NEUESTEM BIETEN SIE AUCH DEN FOREX-KASSAHANDEL FÜR PRIVATKUNDEN AN. WO IST DER UNTERSCHIED ZU FOREX-CFDS?
Yilmaz: Beim Forex-Kassahandel, auch Devisenkassahandel genannt, handelt es sich um den Tausch zweier Währungen am Interbankenmarkt. Viele Anbieter stehen also vielen Nachfragen gegenüber – es ist demnach ein multilateraler Handel auf dem sogenannten Kassamarkt. Beim Forex-CFD handelt es sich um ein Derivat, dessen Preis allein im Ermessen des CFD-Anbieters liegt und lediglich vom Kurs des Referenzmarktes abgeleitet wird. Hierbei handelt es sich um einen bilateralen Handel, nämlich zwischen Kunde und CFD-Anbieter. Wenn der Kunde bei der FXFlat Wertpapierhandelsbank ein Forex-Kassageschäft abschließen möchte, so wird seine Order 1:1 an den Interbankenmarkt gesendet.
Hierbei wissen die ausführenden Banken nicht, ob der Kunde der FXFlat die Position schließen oder eröffnen möchte oder ob es sich um einen oder gleich mehrere Kunden handelt. Somit entstehen auch keine Interessenskonflikte zwischen unseren Kunden und den ausführenden Banken oder Brokern. Unsere Kunden können sogar über uns erfahren, bei welchen Banken ihre Orders ausgeführt worden sind – also volle Transparenz. Das Besondere an unserem Produkt ist zudem, dass auch der Privatkunde Forex-Kassahandel mit einem Hebel von bis zu 200 handeln kann, was normalerweise nur professionellen Kunden vorenthalten ist.
SAMED YILMAZ: IM AUGUST WURDEN DIE MiFID II REGELUNGEN DER ESMA BEI DEN BROKERN UMGESETZT, WOZU UNTER ANDEREM EINE BEGRENZUNG DER HEBELGRÖSSE GEHÖRT. WAS HAT SICH SEITDEM BEI IHREN KUNDEN GETAN? MERKEN SIE EINEN RÜCKGANG DES CFD-HANDELSVOLUMENS, EINE VERBESSERUNG DER PERFORMANCE ODER ANDERES?
Yilmaz: Das CFD-Handelsvolumen hat sich durch die Verfügung der ESMA natürlich verringert. Das war allerdings auch abzusehen und wurde seit der Veröffentlichung der ESMA im März dieses Jahres berücksichtigt. Daraus in nur zwei Monaten eine Veränderung des Kundenverhaltens oder der Performance abzuleiten, halte ich für verfrüht. Ich denke, dass wir mindestens einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten benötigen werden, um valide Erkenntnisse gewinnen zu können.
SAMED YILMAZ: DAMIT ERFAHRENE KUNDEN TROTZDEM NOCH CFDS MIT HÖHEREN HEBELN HANDELN KÖNNEN, BIETEN EINIGE BROKER NUN PROFIKONTOMODELLE AN. DAFÜR MUSS MAN ALLERDINGS ALS KUNDE EINIGE KRITERIEN ERFÜLLEN. WIE SEHEN SIE DIE LÖSUNG UND GIBT ES BEI FXFLAT AUCH SO ETWAS? WELCHE ANDEREN LÖSUNGEN HÄTTEN SIE NOCH IM KOPF?
Yilmaz: Selbstverständlich begrüßen wir auch professionelle Kunden in unserem Hause. Aber nicht erst seit der ESMA-Verfügung, sondern schon seit Beginn unserer Geschäftstätigkeit. Womit wir jedoch nicht gerechnet hatten, war, wie viele bestehende Privatkunden sich zu professionellen Kunden haben klassifizieren lassen. Das zeigt uns eher, dass sich viele professionelle Kunden in der Vergangenheit unter den Schutz des Privatkundenstatus gestellt hatten und nun in Erscheinung treten, weil sie den gewohnten Hebel traden wollen. Eine Alternative für unsere Privatkunden ist der Devisenkassahandel, der von den CFD-Beschränkungen nicht erfasst wird. Der Kunde kann hier den bereits gewohnten Hebel aus dem CFD-Bereich nutzen, um seine Spekulationen auf dem Devisenkassamarkt durchführen zu können.
SAMED YILMAZ: OBWOHL TEILE DER ESMA-REGELUNGEN STARKER KRITIK AUSGESETZT WAREN, WURDEN DIE MiFID II REGELN INZWISCHEN UMGESETZT. WIE SEHEN SIE DAS GANZE IN ZUKUNFT: STEUERN WIR AUF EINEN ÜBERREGULIERTEN MARKT ZU ODER HAT DAS ALLES SEINE DASEINSBERECHTIGUNG?
Yilmaz: Ich glaube nicht, dass wir auf einen überregulierten Markt zusteuern – ich bin überzeugt davon, dass wir uns mittendrin befinden. Wie Sie richtigerweise gesagt haben, hat die ESMA diese Regeln umgesetzt, obwohl berechtigte Kritik vorlag. Zunächst einmal hat die ESMA überhaupt nicht analysiert, ob die hiesigen MiFID II – Regeln zum Tragen gekommen sind. Die sind zu Beginn des Jahres in Kraft getreten und schon im März, also nur drei Monate später, hat die ESMA bekanntgegeben, dass weitere Verfügungen erlassen werden – und zwar so schwerwiegende, dass der Charakter des CFD-Produktes vollständig verändert wurde.
Eigentlich sollte die ESMA laut ihrer eigenen Verordnung nur dann eingreifen, wenn zum Beispiel die Stabilität des gesamten Finanzsystems der Union oder eines Teiles davon gefährdet ist. Dass CFDs, die von Privatkunden gehandelt werden, die Stabilität des gesamten Finanzsystems der Union gefährden, halte ich für ausgeschlossen. Jedenfalls gibt es von der ESMA hierzu keine Stellungnahme oder belegbare Zahlen, dass dem so wäre. Weiterhin ist von der ESMA das mildeste effektive Mittel bei solchen Maßnahmen anzusetzen. Ich zweifle an der Verhältnismäßigkeit dieser MiFID II Maßnahme. Die BaFin hat zum Beispiel im letzten Jahr die Nachschusspflicht für Privatkunden bei CFD-Geschäften untersagt. Diese Maßnahme halte ich durchaus für verhältnismäßig, denn die BaFin verändert damit nicht gleich das gesamte Produkt.
Sie verlagert das Risiko der Nachschusspflicht vom Privatkunden auf das Institut. Somit überlässt die BaFin es den CFD-Anbietern, ob sie das Produkt mit diesem Risiko an den Privatkunden vertreiben möchten oder nicht. Meines Erachtens die beste Entscheidung aller nationalen Aufsichtsbehörden in der EU in Sachen CFDs! Ein Vergleich interner Kennzahlen von August 2017 (Verfügung der BaFin) und August 2018 (Verfügung der ESMA) zeigt uns eindeutig, dass die Verfügung der BaFin vollkommen ausreicht, um das gewünschte Ziel, den Verbraucherschutz, zu erreichen.
SAMED YILMAZ: WIE GLAUBEN SIE SIEHT DIE WEITERE ENTWICKLUNG DES CFD-MARKTES AUS UND WELCHE PLÄNE HABEN SIE BEI FXFLAT?
Yilmaz: Der CFD-Markt wird sich weiterhin konsolidieren. Kleinere Anbieter werden entweder leider verschwinden oder sich mit anderen zusammentun. Was FXFlat angeht, bin ich davon überzeugt, dass wir das Produktportfolio weiterhin ausbauen, uns am Markt etablieren und weitere Partner und Kunden gewinnen werden.
Der Original-Artikel erschien in der Ausgabe 11.2018 im Magazin TRADERS´. Da es sich um einen historischen Beitrag handelt, können sich Personen-, Firmen- und Produktdaten, Webseiten, Software, Strategien, gesetzliche Regelungen und anderes verändert haben bzw. ungültig geworden sein. Die Aktualität des Artikels bezieht sich somit stets auf das Erscheinungsdatum.
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