"Aus dem Tagebuch eines Options-Traders: Wie sie Chancen auf dem Optionsmarkt nutzen können"

Eastman Kodak ist der Erfinder von Kodachrome, dem Dia-Film, der Simon & Garfunkel zum gleichnamigen Lied inspirierte. In den 60er- und 70er-Jahren war das Unternehmen innovativ und auf vielen Gebieten Marktführer, wenn es um Fotos und Dias ging. Die Digitalisierung hat man dagegen nahezu komplett verschlafen. Obwohl man immer wieder innovative Sachen entwickelte, nahm der Markt diese nicht an. Im Jahr 2012 meldete Kodak Insolvenz an, konnte aber 2013 seine Geschäfte weiterführen. Trotz der Herausforderungen, mit denen das Unternehmen konfrontiert war, gibt es immer wieder Chancen auf dem Optionsmarkt, die Investoren nutzen können.

In den letzten Jahren kannte die Aktie (Kürzel KODK) nur eine Richtung: gen Süden. Seit 2013 verlor das Papier mehr als 90 Prozent und handelte Anfang 2018 bei drei US-Dollar.

Wie die Spekulation mittlerweile auch bei Aktiengesellschaften sprießt, wenn es auf einmal um virtuelle Währungen geht, zeigt Bild 1. Am 10. Januar begann die Aktie aufgrund der Ankündigung des Kodak Coin nach oben zu schießen und bietet somit Chancen auf dem Optionsmarkt. Erst stieg sie von drei auf 6,90 US-Dollar, um am Folgetag dann noch eins drauf zu setzen und bis auf über 13 US-Dollar zuzulegen. Dort setzten Gewinnmitnahmen ein.

In Bild 1 besteht jede Kerze aus den Kursdaten einer Woche seit 2013. Auf das Unternehmen gibt es schon seit Jahren Optionen, die man entweder an den US-Börsen kaufen oder leerverkaufen kann. Nachfolgend zeigen wir den vorerst besten Trade für Stillhalter (Optionsverkäufer) des Jahres 2018.


B1) Eastman Kodak seit Jahren im Abwärtstrend

Seitdem das ehemalige Fotounternehmen wieder an der Börse notiert, verlor Eastman Kodak 90 Prozent seines Wertes. Die Nachricht vom Einsatz sogenannter Kodak Coins sorgte in kürzester Zeit für einen Anstieg von über 300 Prozent.Chancen auf dem Optionsmarkt: Optionspreise gehen durch die Decke. (Quelle: www.taipan.de)

Chancen auf dem Optionsmarkt: Optionspreise gehen durch die Decke

Wenn eine Aktie wie Eastman Kodak nach oben schießt, ist davon auszugehen, dass Optionen diese Bewegung – also den Anstieg der Volatilität – ebenfalls einpreisen. Macht man seine Hausaufgaben, kann man hier in kürzester Zeit den einen oder anderen Gewinn verbuchen – solange man nicht übermütig wird. Die hohen Volatilitäten schaffen Chancen auf dem Optionsmarkt, die kluge Anleger nutzen können.

Zum Zeitpunkt der Kodak-Bewegung ist die implizite Volatilität für Optionen mit einer Laufzeit von knapp zehn Tagen auf 260 Prozent hochgeschossen. Die nachfolgenden Ereignisse fanden zwischen dem 10. und 15. Januar statt.

Zum Zeitpunkt des initialen Anstiegs von Eastman Kodak von drei auf über sieben US-Dollar war noch nicht abzusehen, ob dieser relevant ist. Einerseits konnte sich alles nur um ein Strohfeuer handeln und der Aktienkurs wäre in der Folge wieder deutlich zurückgekommen.

Andererseits haben andere Unternehmen, die auf einmal Blockchain oder Kryptowährungen in den Aktiennamen aufnahmen, innerhalb kürzester Zeit 200 bis 500 Prozent zugelegt. Eines war aber klar: Diese hohen Optionspreise waren ideal zum Verkauf kurzlaufender Optionen, die schnell an Wert verlieren, wenn der erste Rauch zu dieser Nachricht verzogen ist.

Der Options-Trade

Wie hätte man also im Kodak-Fall vorgehen können? Einerseits konnte man einige Aktien bei sieben US-Dollar erwerben, um dann von deutlichen Kursgewinnen zu profitieren. Das Risiko nach unten war in diesem Fall erheblich, die Chance nach oben ebenso. In diesem Kontext eröffnen sich Chancen auf dem Optionsmarkt, die clever genutzt werden können. Auf der anderen Seite hatte man die Möglichkeit, eine gedeckte Put-Option zu verkaufen. Gedeckt bedeutet, dass man das Geld für eine mögliche Andienung (Stillhalter muss Aktien kaufen) auf dem Konto hinterlegt hat.

Als Eastman Kodak am 10. Januar um 15:30 Uhr New Yorker Zeit bei 7,20 US-Dollar handelte, schrieb der Autor zwei Put-Optionen mit einer Basis bei fünf US-Dollar und einer Restlaufzeit von elf Tagen für je 0,50 US-Dollar je Aktie. Hierfür verlangte der Broker knapp 200 US-Dollar an Margin. Die Einnahmen beliefen sich auf insgesamt 100 US-Dollar vor Gebühren. Das ist die Optionsprämie. Eine erwartete Ausübung der Put-Option war nicht geplant, wäre aber auch nicht tragisch gewesen. In diesem Fall hätte der Stillhalter die Aktie zu fünf US-Dollar abkaufen müssen, falls die Aktie auf oder unter fünf US-Dollar fallen würde. Gleichzeitig wäre das aber auch eine Chance, günstig in diesen neuen Kryptowert einzusteigen.

In Bild 2 ist der 4-Stunden-Chart von Eastman Kodak zu sehen. Der blaue Pfeil zeigt den Aktienkurs, zu dem die Put-Option verkauft wurde. Die blau gestrichelte Linie zeigt den Verfallstag der Option, die grüne Linie die Optionsbasis. Mit dieser Position wurde eine Wette darauf abgeschlossen, dass Eastman Kodak am Verfallstag über fünf US-Dollar steht.


B2) Verkauf überteuerter Put-Optionen

Am Tag der Kodak-Coin-Bekanntgabe stiegen die Optionsprämien so massiv an, dass sich der Verkauf einer Put-Option der Basis fünf US-Dollar mit elf Tagen Restlaufzeit lohnte. Im 4-Stunden-Chart sieht man in Grün die Basis der Option, während die blau gestrichelte Linie den Zeitpunkt anzeigt, wann die Option wertlos werden könnte. Der blaue Pfeil markiert den Zeitpunkt der Trade-Eröffnung. (Quelle: www.taipan.de)

Interessant ist, dass die Aktie im November des Vorjahres mit einem Abwärts-Gap (Kurslücke) unter fünf US-Dollar gerutscht war, dieser Bereich nun geschlossen wurde und als neue Unterstützung dient. Der Autor ging davon aus, dass die Aktie noch weiteres Potenzial nach oben hat, aber allein eine Beruhigung des Aktienkurses schon dafür sorgt, dass die Put-Option massiv billiger wird.

Wir spulen vor

Am nächsten Tag startete Eastman Kodak mit einem Aufwärts-Gap bei über zehn US-Dollar. Die Bewegung setzte sich bis über 13 US-Dollar fort. Von dort aus korrigierte die Aktie auf zirka elf US-Dollar. Mittlerweile hatte sich die Bewegung herumgesprochen. Deshalb konnte man die Aktie plötzlich bei einem großen US-Broker nicht mehr shorten.

Aus Erfahrung weiß der Autor, dass es sich genau dann lohnt, nach einer Verkaufsmöglichkeit von überteuerten Calls Ausschau zu halten. Das ist ähnlich wie bei Rohstoff-Futures, die Limit-Bewegungen aufweisen – dort geht der Handel dann bei den Optionen weiter. Aber zurück zu Kodak. Die verkaufte Put-Option war zu diesem Zeitpunkt schon weniger als die Hälfte wert. Der Preis der Option war durch den weiteren Anstieg in sich zusammengefallen.

Die ersten Gewinnmitnahmen am zweiten Tag der initialen Bewegung nach oben deuteten bei Eastman Kodak darauf hin, dass die Spitze der Fahnenstange erreicht sein könnte. Call-Optionen waren aber immer noch sehr teuer. Für eine Call-Option mit Basispreis 17,50 US-Dollar und Restlaufzeit von zehn Tagen konnte man 0,45 US-Dollar je Aktie als Optionsprämie einnehmen. Die Einnahmen für ebenfalls zwei Optionen beliefen sich auf 90 US-Dollar. Die benötigte Sicherheitsleistung erhöhte sich kaum, weil immer nur die Seite bewertet wird, die näher am Geld ist. In Bild 3 sehen Sie den aktualisierten 4-Stunden-Chart, bei dem der zweite blaue Pfeil den Zeitpunkt des Call-Optionsverkaufs zeigt. Die US-Börsen hatten noch knapp zweieinhalb Stunden Handelszeit vor sich. Das Risiko war überschaubar. Schließlich ging die Aktie an diesem Tag bei 10,70 US-Dollar aus dem Handel.


B3) Verkauf überteuerter Call-Optionen

Am zweiten Tag nach Veröffentlichung der Nachrichten stieg die Aktie mit einem Aufwärts-Gap bis über 13 US-Dollar. Der Preis einer Call-Option der Basis 17,50 US-Dollar mit Restlaufzeit von zehn Tagen stieg deutlich an. Als die Aktie im späten Handel konsolidierte, wurden diese Calls verkauft. Der zweite blaue Pfeil zeigt den Zeitpunkt des Verkaufs im 4-Stunden-Chart. (Quelle: www.taipan.de)

Sollte Eastman Kodak am Verfallstag über 17,50 US-Dollar stehen, war auch hier die Überlegung, sich die Option andienen zu lassen, das heißt die Aktien automatisch leerzuverkaufen. In diesem Fall wäre die Aktie vom Tief bei drei US-Dollar fast 500 Prozent gestiegen, was bei ähnlichen Fällen das Maximum einer solchen Bewegung war.

Gezittert wurde nie

An Tag zwei nach der Meldung korrigierte die Aktie im Tief bis auf rund acht US-Dollar und ging mit 9,20 US-Dollar ins Wochenende. Die Kurslücke zwischen dem Tag der Meldung und dem Folgetag wurde also fast geschlossen. In Bild 4 sehen Sie diesen weiteren Kursverlauf im 4-Stunden-Chart.


B4) Konsolidierend ins Wochenende

Am zweiten Tag nach der Kryptomeldung korrigierte die Kodak-Aktie weiter. Das neu ausgebildete AufwärtsGap wurde größtenteils geschlossen, bevor die Aktie mit einem kleinen Tagesplus ins Wochenende ging. Die Konsolidierung sorgte dafür, dass die Kurse beider Optionen implodierten und zum Schluss einen Rückkaufwert von jeweils 0,05 US-Dollar hatten. (Quelle: www.taipan.de)

Unsere beiden Optionen bewegten sich dagegen nur in eine Richtung: nach unten. Zum Redaktionsschluss (15.01.2018) wurde eine Rückkauforder für beide Optionen platziert, um den Gewinn zu sichern. Über 90 Prozent der Optionsprämie war kassiert.

Fazit

Dieser Artikel hat ein Beispiel gezeigt, wie man mithilfe von Optionen vom Zeitwertverlust profitieren kann. Hierbei gilt es abzuwägen, ob die Prämie wirklich das Risiko wert ist. Im vorgestellten Beispiel von Eastman Kodak galt das auf jeden Fall. Zwar hätte man mit Daytrading wohl wesentlich schneller den gleichen Betrag erwirtschaften können, allerdings mit wesentlich höherem Risiko. Solche Chancen gibt es nicht oft im Jahr. Nichtsdestotrotz muss immer die Positionsgröße niedrig gehalten werden. Jeder, der sich auf der Suche nach solchen Gelegenheiten macht, sollte grundsätzlich das Geld für eine eventuelle Andienung auf dem Konto haben. Ansonsten steigt sehr schnell die Nervosität, wenn die Sache schiefgeht.


Der Original-Artikel erschien in der Ausgabe 02.2018 im Magazin TRADERS´. Da es sich um einen historischen Beitrag handelt, können sich Personen-, Firmen- und Produktdaten, Webseiten, Software, Strategien, Marktphasen, gesetzliche Regelungen und anderes verändert haben bzw. ungültig geworden sein. Die Aktualität des Artikels bezieht sich somit stets auf das Erscheinungsdatum.

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