"SO VERMEIDEN SIE DIE TYPISCHEN TRADING-FEHLER: Vorsicht, Stolpersteine!"

SO VERMEIDEN SIE DIE TYPISCHEN TRADING-FEHLER: Vorsicht, Stolpersteine!

Im ersten Teil (TRADERS´ 11/2018; im Shop erhältlich unter www.traders-media.de) haben wir uns die drei Trading-Fehler Antizipation, zu enger Stopp-Loss und Unsicherheit angeschaut, sowie konkrete Lösungen dazu besprochen. Typische Trading-Fehler können oft zu vermeidbaren Verlusten führen, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behoben werden. Auch wenn die hierdurch auftretenden Verluste besonders schmerzen, da sie allesamt selbstverschuldet sind, gibt es dabei eine besondere Entwicklungschance. Denn wenn Sie durch ungünstiges Verhalten Verluste erleiden, heißt das im Umkehrschluss doch nichts anderes, als dass Sie durch ein gegenteiliges Verhalten diese Verluste vermeiden und Gewinne erwarten können. Lesen Sie nun im zweiten Teil, welche zwei weiteren Möglichkeiten zur Verlustvermeidung Wieland Arlt Ihnen vorstellt.

 

Fehler Nummer 4: zu enge Stopps

Die Bestimmung des einzugehenden Risikos pro Trade gehört zu den wichtigsten Aufgaben eines Traders. Dabei stehen sie immer im Spannungsfeld zwischen Gewinnmaximierung durch eine hohe Positionsgröße und Verlustminimierung durch einen professionell gesetzten Stopp-Loss. Gerade Trader, die im Rahmen einer Trendfolgestrategie auf einen Ausbruch aus vorhergehenden Tief- und Hochpunkten spekulieren, stehen hier zuweilen vor einer echten Herausforderung, da die Wegstrecke zwischen Einstieg und Stopp-Loss besonders groß sein kann.

Da viele Trader sich eher auf den potenziellen Gewinn konzentrieren, anstatt den möglichen Verlust im Auge zu behalten, liegt es auf der Hand, dass der Stopp-Loss oftmals zugunsten der Positionsgröße zu nah am Einstieg liegt – an einer eher ungünstigen Stelle. Damit einher geht die schlechte Angewohnheit vieler Trader, den Stopp-Loss nach den ersten Punkten in die richtige Richtung umgehend auf Einstand zu ziehen. Das Ergebnis aus beidem lässt dann nicht lange auf sich warten: In einer normalen Bewegung korrigiert der Markt die vorherige Richtung und läuft direkt in den nachgezogenen Break-Even-Stopp des Traders. Außer Spesen nichts gewesen.

Sehen wir uns hierzu ein Beispiel an (Bild 1).


B1 Fehler Nummer 4: zu enge Stopps

Im DAX sehen wir ein Dreifachtop, das mit dem Durchbruch des Tiefs bestätigt wurde. Der Stopp-Loss bei einer Short-Position würde auf Punkt 2 oberhalb des Dreifachtops Sinn ergeben. Der darauffolgende Durchbruch an Punkt 3 gibt die erste Möglichkeit, einen trendfolgenden Trade zu eröffnen. In der Hoffnung auf ein gutes Chance/Risiko-Profil legen die meisten Trader aber den Stopp-Loss an Punkt 4 – ebenso wie Trader, die den Stopp-Loss schnell nachziehen, um sich günstiger abzusichern. Es kommt, wie es kommen muss: Mit dem Rücksetzer wird Punkt 4 knapp durchbrochen, bevor die Abwärtsbewegung weiter fortgesetzt wird. Quelle: www.tradesignalonline.com

Im DAX sehen wir ein Dreifachtop, das mit Durchbruch des Tiefs bestätigt wurde. Die Kerze an Punkt 1 macht deutlich, dass der Ausbruch und damit die Trendumkehr Bestand haben. Trader, die hier eine Short-Position eröffnen, legen ihren Stopp-Loss typischerweise auf Punkt 2 oberhalb des Dreifachtops. Da der Kurs erwartungsgemäß an das Ausbruchsniveau korrigiert, liegt der Stopp an Punkt 2 goldrichtig. Der darauffolgende Durchbruch an Punkt 3 gibt die erste Möglichkeit, einen trendfolgenden Trade zu eröffnen; auch die durchbrechende Kerze ermutigt dazu. In der Hoffnung auf ein gutes Chance/Risiko- Verhältnis legen die meisten Trader den Stopp-Loss an Punkt 4 – ebenso wie Trader, die den Stopp-Loss schnell nachziehen, um sich günstiger abzusichern. Es kommt, wie es kommen muss: Mit dem Rücksetzer wird Punkt 4 knapp durchbrochen, bevor die Abwärtsbewegung weiter fortgesetzt wird.

Als Fazit lässt sich festhalten: richtige Idee, falsche Umsetzung. Statt zu Recht erhoffter Gewinne gibt es realisierte Verluste.

Lösungsansatz

Dass ein Stopp-Loss zwingend ist, muss nicht diskutiert werden. Die sinnvolle Platzierung des Stopps hingegen schon. Wer seinen Stopp-Loss zu eng setzt, läuft Gefahr, sich selbst aus dem Spiel zu nehmen – und den unerwünschten Verlust bewusst und aktiv herbeizuführen. Das Gleiche gilt für einen nachgezogenen Trailing-Stopp. Natürlich ist ein Nachziehen auf Einstand verlockend, heißt es doch immer, dass Trader dann ein Freispiel hätten. Leider ist dies jedoch nicht immer der Fall. Denn über das Zusammenspiel von Impuls- und Korrekturbewegung läuft der Kurs regelmäßig an das Einstiegsniveau eines Trades heran – und darüber hinaus. Wer nach einem gelungenen Einstieg dann zu schnell und zu eng den Stopp nachzieht, kann den Trade genauso gut manuell beenden.

Der Praxistipp ist eindeutig: Geben Sie dem Trade lieber etwas Luft und seien Sie auf die Tricksereien der Marktteilnehmer vorbereitet. Schließlich soll der Stopp-Loss Trader vor dem Schlimmsten bewahren, und nicht den Trade mutwillig im Verlust beenden.

Fehler Nummer 5: schlechtes Trade-Management

Die Planung einer Position ist die originäre Aufgabe eines Traders. Mit anschließender Eröffnung der Position ist die Arbeit des Traders getan. Oder vielleicht doch nicht? Ist die Position eröffnet, wird aus dem Trader ein Manager: Er geht dazu über, seine Position zu pflegen. Wie der Vorgesetzte seine Mitarbeiter zu Höchstleistungen anspornt, ist es nun am Trader, durch gezieltes Management das Beste aus dem laufenden Trade herauszuholen.

Zu diesen Managementaufgaben im Trading gehören:

  • Nachziehen des Stopps auf sinnvolle Punkte
  • Auf- und Abbau einer Position
  • Gewinnmitnahme am Kursziel
  • Bewertung der Sinnhaftigkeit eines bestehenden Trades

Auch dabei unterlaufen Tradern immer wieder entscheidende Fehler, die eine gute Performance zumindest erschweren – trotz einer guten Trade-Auswahl. Viele Trader neigen daher dazu, stets mit der vollen Positionsgröße in den Markt zu gehen – unabhängig von der Qualität eines Signals oder der Strecke zum Stopp-Loss.. Das passiert beispielsweise im Intraday-Handel sehr oft. Aber ist das wirklich sinnvoll? Natürlich nicht. Denn die Positionsgröße hängt immer von der Distanz zwischen Einstieg und Stopp-Loss ab. Eine lange Strecke erfordert daher eine kleinere Positionsgröße und umgekehrt.. Eine feste Positionsgröße macht es dagegen nahezu unmöglich, gewinnbringend zu handeln.

Zusätzlich neigen viele Trader dazu, eine Entweder/Oder-Haltung bei der Gewinnmitnahme einzunehmen, was ebenfalls zu suboptimalen Ergebnissen führen kann.

Lösungsansatz

Eines sei vorab gesagt: Ob das Trade-Management schlecht ist oder nicht, ist zunächst rein subjektiv. Jeder Trader muss daher für sich selbst entscheiden, ob er seinen Stopp-Loss nachziehen will oder ob er es beim initialen Stopp-Loss belässt. Und dass bei einem nachgezogenen Stopp-Loss auf Einstand Vorsicht geboten ist, haben wir bereits diskutiert. Typische Trading-Fehler entstehen oft genau aus solchen Unsicherheiten und individuellen Entscheidungen.

Lassen Sie uns deshalb zur Wahl der Positionsgröße übergehen. Aus der Praxis ist bekannt, dass Trading-Signale unterschiedliche Qualitäten aufweisen können. Warum sollte dann nicht auch die Positionsgröße entsprechend variieren? Wenn Sie bei einer Position unsicher sind, dann nehmen Sie doch einfach nur einen Teil Ihrer ursprünglich geplanten Position – aufstocken können Sie bei günstiger Entwicklung immer noch.

Gleiches gilt für die Gewinnmitnahme. Warum nicht einen Teilgewinn sichern und dadurch das Risiko senken? Gerade, wenn der Markt schon ein Stück gelaufen ist, ergibt dieses Vorgehen Sinn. Schließlich geht es im Trading ums Geldverdienen – und mit einer Teilgewinnmitnahme können Sie das direkt umsetzen.

Apropos Ziele: Gerade bezüglich der Kursziele muss auch die Frage erlaubt sein, warum nicht eher moderate Ziele angepeilt werden, statt überzogene Erwartungen zu hegen. Das Spiel mit den Wahrscheinlichkeiten ist im Trading essenziell – sowohl bei der Positionsplanung als auch bei der Festlegung der Ausstiegspunkte. Und was könnte einen positiveren Einfluss auf die Wahrscheinlichkeiten haben als engere Kursziele? Typische Trading-Fehler entstehen oft genau aus diesen menschlichen Schwächen heraus.

Fazit

Trading ist im Prinzip einfach, aber Trader sind komplex – und zwar deshalb, weil wir alle nur Menschen sind. Während viele Trader nach immer neuen Ansätzen und Strategien suchen, um eine Performance-Verbesserung zu erreichen, bleibt der Blick in den Spiegel meist nur der Morgentoilette vorbehalten. Dabei ist es doch das Naheliegendste, mit möglichst einfachen Mitteln den Markt zu handeln, aber sich dabei ganz besonders um den Umgang mit den eigenen menschlichen Schwächen zu kümmern. Denn was helfen uns die beste Strategie und der geheimste Tipp, wenn wir uns am Ende doch wieder selbst im Weg stehen? Typische Trading-Fehler entstehen oft genau aus diesen menschlichen Schwächen heraus.

Insgesamt haben wir fünf Fehler besprochen und konkrete Lösungen dafür ausgearbeitet. Ob Sie sich nun damit auseinandersetzen oder doch eine neue Strategie testen wollen, bleibt natürlich Ihnen überlassen. Dass Sie sich jedoch im Lauf Ihrer Trader-Karriere mit diesen Punkten beschäftigen müssen, steht außer Frage.


Der Original-Artikel erschien in der Ausgabe 12.2018 im Magazin TRADERS´. Da es sich um einen historischen Beitrag handelt, können sich Personen-, Firmen- und Produktdaten, Webseiten, Software, Strategien, Marktphasen, gesetzliche Regelungen und anderes verändert haben bzw. ungültig geworden sein. Die Aktualität des Artikels bezieht sich somit stets auf das Erscheinungsdatum.

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