Das Wesen der Index-Zertifikate – die manchmal auch Partizipations-Zertifikate genannt werden – ist schnell erklärt. Mit einem Index-Zertifikat kauft der Händler den zugrunde liegenden Index und bildet nahezu 1:1 (abzüglich Gebühren beziehungsweise Wechselkursschwankungen bei Fremdwährungsindizes) dessen Gewinne oder Verluste ab. Steht beispielsweise der DAX bei 12.000 Punkten und das Index-Zertifikat bildet ein Hundertstel des Basiswertes ab, kostet das Zertifikat 120 Euro. Steigt der DAX auf 13.000 Punkte, kostet das Zertifikat 130 Euro. Umgekehrt würde das Produkt nur noch 110 Euro kosten, wenn der DAX auf 11.000 Punkte fiele.
Es gibt keinerlei Renditebegrenzung oder Sicherheitsmechanismus. Der Index wird einfach 1:1 abgebildet. Das bedeutet maximale Einfachheit und Transparenz. Doch nicht nur die Standardindizes können so einfach abgebildet werden. Es gibt auch eine ganze Reihe von Strategieindizes, mit denen Trader gezielte Strategien nach Branchen, Anlageregionen oder neuen Investmenttrends gefiltert umsetzen können. Zudem gibt es Index-Zertifikate auf weitere Märkte wie beispielsweise Rohstoffe, Anleihen oder Immobilien. Derzeit konzentrieren sich die Emittenten vor allem auf die Strategie- und Nischenindizes.
Die passenden Szenarien für Index-Zertifikate
Manch ein Anleger, der seit geraumer Zeit versucht, mit aktiv gemanagten Fonds ein Vermögen aufzubauen, ahnt es schon lange: Nur die wenigsten dieser oft mit hohen Gebühren versehenen Anlageprodukte schaffen es auf Dauer, dem Markt eine Überrendite abzuringen. Das belegt ein Blick auf die SPIVA-Studie des Indexanbieters S&P Dow Jones. In den USA haben Ende 2016 mit Sicht auf drei Jahre gesehen 93,39 Prozent der Large-Cap-Fonds schlechter abgeschnitten als der S&P 500. Bei den Small-Cap-Fonds liegt die Zahl der Underperformer mit 98,11 Prozent in der Dreijahressicht erstaunlich nahe an der Marke von 100 Prozent. Doch wenn selbst hochbezahlte Spezialisten daran scheitern, den Markt outzuperformen, warum dann nicht gleich einfach den Markt in Form eines Index-Zertifikats kaufen? Gerade für den langfristigen Vermögensaufbau könnte das eine aussichtsreiche Herangehensweise sein.
Die Produkte eignen sich mit ihren Eigenschaften zudem gut für eine Core-Satellite-Strategie. Als Kern können Indexzertifikate auf große, eher schwankungsarme Indizes gekauft werden. Die Satelliten für den Renditekick könnten dann beispielsweise aus gehebelten Trades auf Einzelaktien oder sonstige Basiswerte bestehen. Durch den nicht gehebelten marktorientierten Kern kann die Schwankungsbreite des Core/Satellite-Gesamtportfolios reduziert werden.
B1 Aktienindizes: Langfristig geht es hoch
Eines hat die Vergangenheit gezeigt: Langfristig geht es bei Aktien im Durchschnitt nach oben. Natürlich gibt es immer wieder Krisen und sogar Crashs, die aber am Ende Kaufgelegenheiten darstellten. Der Chart zeigt exemplarisch die letzten 15 Jahre des DAX im Monats-Chart. Quelle: www.tradesignalonline.com
Langfristig steigen die Aktienkurse
Welche Gründe sprechen eigentlich für den langfristigen Aufwärtsdrift bei Aktienindizes? Zunächst einmal findet in einem Index eine stets positive Auswahl statt. Das bedeutet, dass schlechte Aktien (also schwächelnde Unternehmen) früher oder später aus dem Index herausgenommen und durch neue, dynamischere Titel ersetzt werden. Denn eine Verringerung der Gewinne schlägt sich in der Regel in einem sinkenden Aktienkurs nieder. An einem bestimmten Punkt erfüllen die betroffenen Aktien nicht mehr die Kriterien, die für einen Verbleib im Index notwendig sind, wie beispielsweise eine hohe Marktkapitalisierung. Letztlich entscheidet der Indexbetreiber, beim DAX zum Beispiel die Deutsche Börse AG, über die Zusammensetzung des Barometers.
Weiterhin sind Unternehmen naturgemäß darauf ausgerichtet, Gewinne einzufahren. Daher ist zu erwarten, dass im Rahmen der Möglichkeiten versucht wird, Kostensenkungen oder effizienzsteigernde Maßnahmen durchzuführen. Mit anderen Worten: Unternehmen versuchen ständig, die Gewinne unter Maßgabe des grundsätzlichen unternehmerischen Risikos zu maximieren. Gleichzeitig führen bessere Produkte und Dienstleistungen langfristig zu steigenden Gewinnen, was sich wiederum in steigenden Aktienkursen niederschlägt. Aktienrenditen sind damit als Ertrag der Übernahme unternehmerischen Risikos zu verstehen.
Das gilt es zu beachten
Da Gebühren den Erfolg schmälern, ist es für Trader wichtig, darauf zu achten, dass sie nicht zu hoch sind. Dabei sollte man aber nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Bekannte Standardindizes, die über eine hohe Handelsliquidität verfügen und von vielen Emittenten angeboten werden, erheben in der Regel sehr niedrige Gebühren. Bei den größten Indizes können diese auch mal ganz wegfallen und ein Handel sogar ohne Spread (Differenz zwischen An- und Verkaufskurs) stattfinden. Bei Strategieindizes, die auch eine regelmäßige Anpassungsarbeit des Indexanbieters erfordern oder bei Index-Zertifikaten auf exotischere Indizes können die Gebühren auch schon mal ein bis zwei Prozent jährlich ausmachen.
Der langfristig starke Wertzuwachs von Indizes liegt oft auch an der Thesaurierung der Dividenden und dem damit einhergehenden Zinseszinseffekt. Daher sollten insbesondere Trader, die langfristig auf diese Produkte setzen wollen, darauf achten, dass Dividenden reinvestiert werden. Solche Indizes nennt man Performance-Indizes. Allerdings muss es kein Ausschlusskriterium sein. Der Dow Jones als Preisindex hat bewiesen, dass dennoch ein hoher langfristiger Wertzuwachs möglich ist.
Bei Investments in Indizes außerhalb des Euro-Währungsraums sollten Sie zudem das Währungsrisiko einbeziehen. Wenn eine für Sie unvorteilhafte Währungsentwicklung zu erwarten ist – also beispielsweise der Euro im Vergleich zur Indexwährung zulegt –, könnte sich eine Währungssicherung lohnen. Eine Währungssicherung, die auch oft „Quanto“ genannt wird, ist allerdings nicht kostenlos zu haben und kostet eine jährliche Gebühr. Deshalb lohnt sie sich nur, wenn eine Währungsschwankung erwartet wird, die über die Gebühren hinausgeht. Rechnen Sie hingegen mit Währungsgewinnen aufgrund eines schwächer werdenden Euros, ist eine Quanto- Variante nicht ratsam.
Fazit
Index-Zertifikate ermöglichen das einfache und transparente Investieren in große Aktienindizes, konkrete Anlagethemen und weitere Märkte neben Aktien. Da die Produkte ungehebelt sind, bieten sich Index-Zertifikate für längerfristige Investments an, bei denen Positionen zu günstigen Zeitpunkten selektiv ausgebaut werden können. Zudem eignen sie sich im Rahmen einer Core-Satellite-Strategie als Kerninvestment.
Der Original-Artikel erschien in der Beilage ANLAGEZERTIFIKATE SPEZIAL der Ausgabe 04.2018 im Magazin TRADERS´. Da es sich um einen historischen Beitrag handelt, können sich Personen-, Firmen- und Produktdaten, Webseiten, Software, Strategien, Marktphasen, gesetzliche Regelungen und anderes verändert haben bzw. ungültig geworden sein. Die Aktualität des Artikels bezieht sich somit stets auf das Erscheinungsdatum.
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