"100-Bagger: Aktien, die sich verhundertfachen – und wie man sie findet"

Die Idee zum Buch

Christopher Mayers 2015 auf Englisch erschienenes Buch basiert auf einem sehr viel älteren Investmentklassiker: „100 to 1 in the Stock Maket: A distinguished security analyst tells how to make more of your investment opportunities“ von Thomas W. Phelps. In seinem 1972 erstmals erschienenen Buch untersucht der Bostoner Vermögensberater Phelps die 100-Bagger von 1932 bis 1971. Mayer stößt per Zufall auf dieses Buch, das lange Zeit vergriffen und wohl auch in Vergessenheit geraten war, und ist so beeindruckt von Phelps und seinen außergewöhnlich wertvollen und weisen Ratschlägen, dass er beschließt, die Studie fortzuführen. Er erstellt eine Datenbank mit allen 100-Bagger-Aktien von 1962 bis 2014 und untersucht sie auf ihre Gemeinsamkeiten. Sein Ziel: Er möchte eine Reihe von Grundsätzen herausfiltern, die die Identifizierung und den Kauf von 100-Bagger-Aktien ermöglichen. Dabei betont er aber stets, dass es ihm weniger um wissenschaftlich oder statistisch belegbare Ergebnisse geht, sondern vielmehr um Einsichten und Weisheiten, die er durch das Studium dieser Verhundertfacher der Vergangenheit erlangt hat. Wie bei seinem Vorbild Phelps liegt der Fokus auf dem „gesunden Menschenverstand und auf grundlegenden Wahrheiten“.

Was das Buch bietet (und was nicht)

Diese Fokussierung hat konsequenterweise Auswirkungen auf den Inhalt des Buches. Wer hier die EINE Zauberformel zur Identifizierung von 100-Baggern erwartet, am besten noch belegt durch reihenweise Statistiken sowie mathematische Beweise, der ist hier falsch. Zwar geht Mayer natürlich auch auf die eine oder andere Bewertungskennzahl ein, im Grundsatz bleibt seine Arbeit aber anekdotischer Natur. Dies macht sein Werk nicht nur für erfahrene Börsianer interessant, die sicherlich auch die eine oder andere neue Einsicht erlangen werden. Vor allem ist es aber ein Buch für Einsteiger beziehungsweise für den „Normalanleger“, der durchaus auch schon etwas Vorwissen, jedoch kein Wirtschafts- oder Mathematikstudium vorzuweisen hat. Wie Mayer selbst schreibt, will er mit diesem Buch:

  1. die wichtigsten Merkmale von 100-Baggern vermitteln,
  2. erklären, warum es sich um eine Strategie handelt, die jeder anwenden kann,
  3. eine Reihe von Techniken vorstellen, die dem Leser helfen können, mehr aus seinen Investitionen herauszuholen, und
  4. dabei den Schwerpunkt auf die Praxis legen und mit vielen Geschichten und Anekdoten die wichtigsten Punkte veranschaulichen.

Die größte Hürde auf dem Weg zum Verhundertfacher

Bevor es ans Eingemachte geht, hat Mayer gleich zu Beginn des Buches einen wichtigen Ratschlag parat. Jeder Anleger sollte sich ein Kaffeedosen-Portfolio aufbauen, um sich so vor dem größten Rendite-Vernichter überhaupt zu schützen: den eigenen Emotionen. Hat man erst einmal einige aussichtsreiche und potenzielle 100-Bagger identifiziert, ist es an der Zeit, sie zu kaufen, „in eine Kaffeedose zu stecken und ein paar Jahre unter der Matratze zu verstecken“. Wie André Kostolany schon sagte: „Nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Aktien nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.“ Diese Fähigkeit, die Höhen und Tiefen zu ertragen und Aktien langfristig zu halten, ist der Grundstein zum Erreichen eines 100-Baggers. Im Normalfall schießt keine Aktie von heute auf morgen in die Höhe. Sie müssen Ihren Investments Zeit geben zu wachsen. Und sollten nicht alle Ideen zünden, ist auch das kein Drama. Der Gewinn, den man mit einem 100-Bagger erzielen kann, macht die Nieten im Depot mehr als wett. Doch was macht einen 100-Bagger nun eigentlich aus?

Wer führt das Unternehmen?

Einer der Faktoren, die Mayer als wesentlich für den Erfolg eines Unternehmens und damit der Aktie identifiziert, ist das Management. Schauen Sie sich an, wer das Unternehmen führt. Sind die Manager qualifiziert? Haben sie nur kurzfristige Wertsteigerungen im Sinn oder denken sie in längeren Zeiträumen? Führungskräfte, die nicht nur Angestellte, sondern Eigentümer sind, denken oft sehr viel langfristiger. Sie tragen selbst Risiko, haben etwas zu verlieren. Oft sind es genau diese inhabergeführten Unternehmen, die den Markt outperformen.

Der Burggraben

Doch die beste Managementetage nützt nichts, wenn das Unternehmen in einem Markt aktiv ist, in dem es vor Mitbewerbern nur so wimmelt. Wenn das Produkt nicht zu einem wettbewerbsfähigen Preis verkauft werden kann oder noch schlimmer: wenn das Produkt oder die Dienstleistung einfach nicht gefragt ist. Genauso wichtig wie eine gute Führung ist also der Burggraben, den ein Unternehmen haben sollte, um sich im Markt zu behaupten. Walmart ist allein aufgrund seiner Größe schwer angreifbar. Bekannte Marken wie Tiffany’s oder Oreo haben trotz höherer Preise eine treue Kundschaft. All das führt dazu, dass ein Unternehmen stetig wachsen und die Konkurrenten fernhalten kann.


T1 Bibliographie

Titel:100-Bagger
Autor:Christopher Mayer
Umfang:270 Seiten, Hardcover
Preis:29,90 €
ISBN:9783864709555
Verlag:Börsenbuchverlag

Fazit

Der Burggraben und die Führung des Unternehmens sollen exemplarisch für viele weitere Aspekte stehen, mit denen sich Mayer bei seiner Suche nach den Gemeinsamkeiten der 100-Bagger beschäftigt hat. Anschaulich, leicht verständlich und anhand vieler Fallbeispiele beschreibt er weitere entscheidende Merkmale. Die 100-Bagger Merkmale sind klar und verständlich: Es sind die Eigenschaften, die den Erfolg einer Aktie ausmachen. Die vielleicht überraschendste Erkenntnis bei der Lektüre: Tatsächlich kann sich jeder mit etwas Zeitaufwand den nächsten 100-Bagger ins Depot holen – wenn er nur genau hinschaut und die richtigen Fragen stellt. Alles in allem wird „100-Bagger“ den Blick des Lesers auf die eine oder andere Aktie mit Sicherheit für immer verändern.


Der Original-Artikel erschien in der Ausgabe 08.2024 im Magazin TRADERS´. Da es sich um einen historischen Beitrag handelt, können sich Personen-, Firmen- und Produktdaten, Webseiten, Software, Strategien, Marktphasen, gesetzliche Regelungen und anderes verändert haben bzw. ungültig geworden sein. Die Aktualität des Artikels bezieht sich somit stets auf das Erscheinungsdatum.

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