Die Grundlagen für einen Back-Spread
Ein Back-Spread ist ein direktionaler Trade, der die Möglichkeit bietet, auf eine starke Kursbewegung spekulieren zu können. Die Strategie ergibt sich aus einem ungleichen Verhältnis von gekauften und verkauften Optionen. In der klassischen Variante wird in einem Umfeld niedriger Volatilität des Basiswertes eine Option am Geld verkauft – wir agieren als Stillhalter. Mit der damit erzielten Prämieneinnahme wird der Kauf von zwei (oder mehr) Optionen, die aus dem Geld notieren, ganz oder teilweise finanziert. Aus dieser Konstellation ergibt sich ein positiver Wert der Options-Sensitivitätskennzahl Vega. Das bedeutet, dass die Strategie von einer steigenden impliziten Volatilität (der angenommenen Schwankungsbreite) profitiert. In Verbindung mit einer stärkeren Kursbewegung in die angedachte Richtung sind entsprechende Gewinne möglich. Ein Vorteil dieser Strategie liegt darin, dass sogar bei einer gegenteiligen Kursbewegung im Idealfall ein kleiner Gewinn zu erzielen ist.
B1 Wochen-Chart der Netflix-Aktie
Im Wochen-Chart lässt sich gut erkennen, wie verlässlich der Wert der impliziten Volatilität (Sub-Chart) zwischen den Terminen der Quartalsberichte oszilliert. Ein starker Einbruch der IV findet direkt nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen statt. Quelle: TWS Handelssoftware
Basiswerte für den Back-Spread
Im Bild 1 ist der Wochen-Chart von Netflix dargestellt. Der untere Bereich des Chart-Fensters zeigt den Verlauf der impliziten Volatilität (IV). Hier ist gut zu erkennen, dass die IV nach den Earnings-Terminen stark fällt. Für einen Zeitraum von etwa sechs bis acht Wochen verweilt ihr Wert auf einem niedrigen Niveau. Dann beginnt das Zeitfenster erhöhter Unsicherheit über die Ergebnisse am nächsten Berichtstermin. Die Marktteilnehmer sind bereit, für die Absicherung ihrer Aktienpositionen höhere Optionspreise zu bezahlen. Die implizite Volatilität steigt an und hält sich bis zum Berichtstermin auf hohem Niveau. Es gibt eine ganze Reihe von Aktien, die das gezeigte Muster im Verlauf der impliziten Volatilität ausbilden. Im Kursverlauf lässt sich auch gut erkennen, dass im anschließenden Zeitraum positive wie negative Reaktionen auf die Quartalsergebnisse nachwirken.
B2 Tages-Chart der Netflix-Aktie
An diesem Punkt kann sich zeigen, ob der Kurs weiter fällt oder – wie vor dem letzten Quartalsbericht – in Erwartung guter Zahlen unter der Nachfrage wieder anzieht. Im Beispiel-Trade wird auf stark steigende Kurse spekuliert, unterstützt durch den GD(20) im Wochen-Chart. Quelle: TWS Handelssoftware
Chancen und Risiken
Mit einem Call-Back-Spread wird auf eine stark steigende Kursbewegung der Netflix-Aktie spekuliert (Bild 2). Beim Kurs von 186,26 US-Dollar wird in unserem Beispiel ein Call mit Basispreis 185 US-Dollar verkauft und dabei eine Prämie von 9,88 US-Dollar eingenommen. Die Einnahme wird für den Kauf zweier Calls mit Basispreis 190 US-Dollar zu je 7,45 US-Dollar verwendet. Der nächste Earnings-Termin ist am 22. Januar. Mit einem Verfallstag am 19. Januar hat der Back-Spread damit eine Restlaufzeit von 38 Tagen und verfällt automatisch vor dem Termin. Bei einem Verfall nach den Earnings wirkt sich der Anstieg der IV noch stärker auf die Optionspreise aus. Der Trade sollte dann jedoch vor dem Termin geschlossen werden. Die Optionspreisberechnung ist in Tabelle 1 dargestellt.
T1 Berechnungen für den Call-Back-Spread
Datum: | 12.12.2017 |
Basiswert: | Netflix (Kürzel: NFLX) |
Verfallstag: | 19.01.2018 |
Laufzeit: | 38 Tage |
Kurs (NFLX): | 185,65$ |
Einnahme Verkauf: | 185$-Call 9,88$ |
Ausgabe Kauf: | 2 x 190$-Call 2 x 7,45$ |
Summe je Option auf 100 Aktien: | (14,90$ – 9,88$) x 100 = 502$ |
Maximales Risiko: | 500$ + 502$ = 1002$ |
Aus den Kursen der Optionen lassen sich die Werte für den erstellten Call-Back-Spread berechnen (hier am Beispiel eines Trades vom 12.12.2017). Der Basispreis der verkauften Option sollte nahe am Aktienkurs liegen (am Geld) und der Basispreis bei zwei gekauften Optionen so weit darüber (aus dem Geld), dass sich aus der gezahlten Prämie der maximale Verlust auf die Kontogröße abstimmen lässt. Das maximale Risiko ergibt sich aus der Differenz der beiden Basispreise (fünf US-Dollar x 100 Aktien) zuzüglich der bezahlten Prämie (hier 502 US-Dollar). Quelle: www.derivat24.de
B3 Gewinn-/Verlustprofil Netflix
Am Verfallstag ergibt sich für den Call-Back-Spread auf die Netflix-Aktie dieses Gewinn-/Verlustprofil. Am Basispreis 190 US-Dollar liegt die Risikozone für den maximalen Verlust am Verfallstag. Der Maximalverlust an diesem Punkt gibt den Risikofaktor (1R) für das Trade Management vor. Quelle: www.macroption.com
Bild 3 zeigt das Gewinn- und Verlustprofil dieses Call-Back-Spreads auf Netflix. Der Spread wurde für eine Prämie von 502 US-Dollar gekauft. Sollte Netflix am Verfallstag unter 185 US-Dollar notieren, wäre dies der maximale Verlust. Während der Laufzeit gewinnt der Trade auf einer Welle steigender IV bis zum nächsten Earnings-Termin ein Polster, falls sich der Kurs ungünstig entwickelt. Der Bereich des größten Risikos befindet sich am Basispreis der gekauften Calls bei einem Kurs von 190 US-Dollar. Am Verfallstag wäre hier der Maximalverlust von 1002 US-Dollar fällig (gezahlte Prämie von 502 Dollar plus 500 Dollar für Abstand zwischen den Basispreisen, also fünf Dollar x 100 Aktien). In diesem Kursbereich bietet sich eine Verlustbegrenzung bei etwa der Hälfte des Maximalrisikos an, bevor der Verlust in den letzten sieben Tagen der Laufzeit den Maximalwert erreichen kann. Um dem vorzubeugen, ist auch ein Blick auf den Chart wichtig.
Bild 2 zeigt unser Szenario, mit dem auf eine stark steigende Kursbewegung in den Tagen bis zum nächsten Quartalsbericht spekuliert wird. Ein durch positive Quartalsergebnisse unterstützter Aufwärtstrend läuft seitwärts. Nach dem letzten, positiv ausgefallenen Berichtstermin hat diese Phase korrektiven Charakter. Im Bereich des letzten Tiefs haben Käufer unterstützt. Nun stellt sich eine ähnliche Situation dar, wie zwischen dem 25. September und 09. Oktober, wo in der Phase vor dem Berichtstermin nach einer Korrektur der Aufwärtstrend mit starker Bewegung fortgesetzt wurde. Auf ein ähnliches Szenario wird nun mit dem Call-Back-Spread spekuliert. Wenn das Gegenteil eintritt, kann der Back-Spread ebenfalls funktionieren. Sollte der Kurs fallen, ist der maximale Verlust begrenzt – unabhängig davon, wie weit der Kurs von Netflix fällt. Unser Trade wurde am 10.01.2018 mit einer Restlaufzeit von neun Tagen geschlossen. Netflix hat eine beeindruckende Rallye hingelegt – und der Call-Back-Spread einen Gewinn von 1281 US-Dollar erwirtschaftet, was 1,2 R-Vielfachen entspricht.
Das Management der Back-Spreads
Nimmt der Kurs die erwartete Richtung, sollte der Trade einmal täglich überprüft werden. Bei einer nur mäßigen Bewegung besteht die Gefahr, dass der Spread sich in die Verlustzone bewegt. Da der Back- Spread von steigender IV profitiert, wird eine mäßige Bewegung im Szenario des Earnings-Zyklus kompensiert. Hierdurch kann Zeit gewonnen werden. Bewegt die IV sich im Trade- Verlauf über 65 Prozent ihres letzten Hochs, wird abhängig vom Kursverlauf eine Entscheidung getroffen. Für die Entscheidung sollten auch charttechnische Marken wie Widerstände und Unterstützungen beachtet werden. Abhängig vom Zeitwertverfall ist eine Gewinnmitnahme bei dieser Art von Trades im Bereich von einem bis 1,5R pro Kontrakt anzuraten, wobei 1R dem möglichen Maximalverlust entspricht. Verluste sollten bei maximal 0,5R begrenzt werden. In jedem Fall wird der Trade vor den Earnings geschlossen.
Put-Back-Spreads für fallende Kurse
Ein Back-Spread lässt sich ebenso für einen erwarteten Kursrückgang bilden. Wenn Sie eine Aktie mit einem gut prognostizierbaren Verlauf der IV gefunden haben, können Sie in einer charttechnischen Schlüsselsituation einen Back-Spread mit Put-Optionen in ähnlicher Weise aufsetzen. In Ihrer Handelssoftware lassen sich aus der Optionskette anhand der Preise die passenden Basispreise heraussuchen. Je höher die eingenommene Prämie, desto geringer der maximal mögliche Verlust. Die Break-Even-Punkte rücken mit höherer Prämie näher zusammen, wodurch die Verlustzone kleiner wird.
T2 Strategie Snapshot
Strategiename: | Backspreads im Earnings-Zyklus |
Strategietyp: | direktional |
Zeithorizont: | Tageschart / 30 bis 90 Tage |
Setup: | Kurs der Aktie > $40, niedrige IV nach Earnings, charttechnische „Make-or-Break“-Situation, Verfallstag der Optionen sollte nach dem kommenden Earnings-Termin liegen, illiquide Werte vermeiden |
Einstieg: | Long: Verkauf einer Call-Option am Geld und Kauf zweier (oder mehr) Call-Optionen aus dem Geld. |
Short: Verkauf einer Put-Option am Geld und Kauf zweier (oder mehr) Put-Optionen aus dem Geld. | |
Trade Management: | Kursziele und Chart-Marken zum Ein- und Ausstieg nutzen |
Take Profit: | bei hoher IV und ca. 1 – 1,5 R Gewinn |
Risikomanagement | Verlust: max. 0,5 R zulassen. Maximaler Verlust ist durch Auswahl der Basispreise definiert; max. 1% Risiko pro Trade (=1R) |
Anzahl Signale: | je nach Earnings-Zyklus 1-5 pro Woche |
Trefferquote: | 60 bis 75% |
Fazit
Back-Spreads ermöglichen es, die Bewegung der impliziten Volatilität und des Basiswerts in einem prognostizierbaren Zyklus zu nutzen. Selbst bei einer falschen Prognose können Sie im Idealfall einen kleinen Gewinn generieren. Das Risiko ist definiert und lässt sich im Trade-Verlauf managen.
Der Original-Artikel erschien in der Ausgabe 03.2018 im Magazin TRADERS´. Da es sich um einen historischen Beitrag handelt, können sich Personen-, Firmen- und Produktdaten, Webseiten, Software, Strategien, Marktphasen, gesetzliche Regelungen und anderes verändert haben bzw. ungültig geworden sein. Die Aktualität des Artikels bezieht sich somit stets auf das Erscheinungsdatum.
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