Die Grundidee hinter Tradesq
Die Formelsprache Easy Language ist in der Börsenwelt weit verbreitet. Wozu benötigt man noch ein weiteres Tool, wenn TradeStation oder MultiCharts bereits umfangreiche Möglichkeiten zum Erstellen, Testen und sogar Automatisieren von Handelsstrategien bieten? Ganz einfach: Die webbasierte Plattform wurde von Anfang an mit dem Ziel entwickelt, Easy-Language-Nutzer während des gesamten Lebenszyklus einer Handelsstrategie zu unterstützen. Handelsstrategien mit Easy Language lassen sich dadurch effizienter und gezielter umsetzen, insbesondere durch die speziellen Funktionen, die Tradesq bietet. Darüber hinaus laufen alle Back- und Forward-Tests auf dedizierten Cloud- Servern, sodass sich die Nutzer keine Sorgen um die Rechenleistung oder Speicherkapazität ihres Computers machen müssen.
B1 Smart Backtesting
In diesem Beispiel wird die dargestellte Handelsstrategie (Code rechts) auf 48 Futures, neun Timeframes und mit 15 Parametern getestet. Insgesamt werden also 6480 Backtest-Kombinationen berechnet.
Quelle: Tradesq
Smart Backtesting – mit Cloud-Rechenpower Tausende Backtests erstellen
Eine zentrale Funktion von Tradesq ist das „Smart Backtesting“. Hier stellt Tradesq eine Backtest-Funktion zur Verfügung, die nach Eingabe eines kompilierten Codes parallele Simulationen auf qualitativ hochwertigen Daten durchführt, und zwar theoretisch bis zu einer Million Tests, wobei ab einer bestimmten Größe ein genetischer Algorithmus (statt des Brute-Force-Ansatzes) zum Einsatz kommt. So ist es zum Beispiel möglich, eine Handelsstrategie auf bis zu 48 verschiedenen Futures und mehreren Timeframes mit unterschiedlichen Parametern zu testen. Eine Multiplikation der Kombinationen zeigt, wie schnell hier große Mengen an einzelnen Backtests zusammenkommen. Und wer einen solchen Test bei TradeStation durchführen möchte, der ahnt auch, wie hoch der Aufwand dafür ist. Tradesq unterteilt die Marktdaten, um die sich User keine Gedanken machen müssen, in drei Segmente:
- In-Sample Backtest-Daten: Dies sind die Marktdaten, die vom Backtest verwendet wurden („Trainingsdaten“)
- Out-of-Sample Backtest-Daten: Dies sind die Marktdaten, die am Tag des Backtests unberührt bleiben, um die Strategie quasi auf „unbekanntem Terrain“ testen zu können, ohne warten zu müssen, dass Signale in der Zukunft generiert werden
- Out-of-Sample Forward-Test-Daten: Diese Daten beginnen mit der Aufzeichnung, nachdem der Backtest durchgeführt wurde, und dienen als abschließender Test, um die Leistung der Strategie zu überprüfen
Präzision und individuelle Anpassungen bei Tradesq-Backtests
Ein wichtiges Detail in Bezug auf Intraday-Strategien: Tradesq verwendet die sogenannte Looking-Inside-Bar-Technik mit einer tickgenauen Auflösung, wodurch ein Höchstmaß an Präzision erreicht wird. Lobenswert ist, dass für alle Handelsinstrumente bereits spezifische Werte für Transaktionskosten, Slippage, Zeitzonen und Rollover hinterlegt sind, die einfach eingesehen und bei Bedarf angepasst werden können. So kann der Backtest bei Bedarf mit exakt den gleichen Einstellungen in Trade- Station oder MultiCharts überprüft werden.
Wir verwenden beispielhaft eine RSI-Strategie und wählen alle 48 Futures-Märkte sowie neun verschiedene Timeframes für den Backtest aus, dazu möchten wir die Periode für den RSI von zwei bis 14 testen, was sage und schreibe 6480 Backtest-Kombinationen ergibt. Nach dem Start des Backtests sind wir gespannt auf die Ergebnisse. Allerdings müssen wir feststellen, dass unsere „Rechenaufgabe“ nun in der Cloud liegt und – je nach Benutzeraktivität – in einer Warteschlange darauf wartet, abgearbeitet zu werden.
Etwas Geduld also (oder erst am nächsten Tag). Um die Effektivität der getesteten Strategie auf verschiedenen Märkten und Zeitebenen beurteilen zu können, bietet Tradesq in den Einstellungen die Möglichkeit, persönliche Screening-Parameter festzulegen, die erfüllt sein müssen, damit eine Handelsstrategie als erfolgreich herausgefiltert wird. Neben einer Mindestanzahl an Trades und einer Mindest-Gesamt-G&V können weitere Kennzahlen wie das Bestimmtheitsmaß R2, das Verhältnis von Return und Drawdowns sowie der Mindestgewinn pro Trade individuell definiert werden. Optisch entspricht diese Übersicht exakt der Tabelle in Abbildung 2.
Übrigens: Bei den Positionsgrößen rechnet Tradesq bei Futures pro Backtest mit einem Kontrakt, bei Aktien und ETFs mit dem verfügbaren Kapital, das individuell festgelegt werden kann.
B2 Handelsstrategie aus der Community
Mithilfe der Strategy-Matrix finden User schnell, wonach sie suchen. Die Zahlen zeigen die Anzahl von Strategien, die für den jeweiligen Markt und die entsprechende Timeframe verfügbar sind
Quelle: Tradesq
Strategy Library – eine Bibliothek für Strategieentwickler
Bevor wir zum Backtesting eigener Strategien kommen, möchten wir ein weiteres Highlight von Tradesq vorstellen – die Strategy Library. Hier hat der Nutzer Zugriff auf Tausende fertige Easy-Language- Handelsstrategien, die von der Tradesq-Community (alle Nutzer mit Basic- und Premium-Abonnement) einem intelligenten Backtest unterzogen wurden. Die Möglichkeit, bereits getestete Handelsstrategien mit Easy Language zu verwenden, bietet einen enormen Vorteil, da sie die Entwicklung neuer Strategien beschleunigt und vereinfacht. Um die Strategie zu finden, die den eigenen Bedürfnissen entspricht, steht eine Strategiematrix zur Verfügung. Für jeden Markt und jeden Timeframe zeigt die Matrix an, wie viele Handelsstrategien existieren. Alternativ können die Strategien auch nach den bereits beschriebenen Erfolgskriterien gefiltert werden, sodass man aus dem großen Universum sehr schnell die Ansätze herausfiltern kann, die man auch sucht. Wir haben beispielhaft eine Reversal-Strategie für den Yen-Future ausgewählt und sehen die Kapitalkurve sowie alle wichtigen Kennzahlen und konkreten Parameter (Abb. 3).
Darüber hinaus haben wir nun – falls gewünscht – auch Einblick in den zugrundeliegenden Easy-Language-Code. Damit ist die Strategie zu 100 Prozent transparent und kann auch für eigene Zwecke modifiziert werden, um sie dann mittels Smart Backtesting erneut zu testen oder in das Forward Testing zu überführen.
B3 Handelsstrategie aus der Community
Tradesq bietet eine aktive Community von Easy-Language-Strategieentwicklern, die zahlreiche Smart Backtests durchführen. Je nach Subscriber-Status sind die Codes öffentlich und können von anderen Usern eingesehen und für eigene Testzwecke weiterverwendet werden.
Quelle: Tradesq
Forward Testing – der finale Test vor dem Live-Einsatz
Einer der zentralen Vorteile von Tradesq ist neben der Backtestmöglichkeit und der Strategy Library die Forward-Testing-Funktion. Nutzer, die ihre persönlichen oder von der Community generierten Strategien in Zukunft wie im echten Leben – also auf Basis täglich neu eintreffender Daten – verfolgen wollen, sind hier genau richtig. Erst wenn sich auch hier zeigt, dass die Strategie erfolgreich ist, kann davon ausgegangen werden, dass sie auch im Echtgeldhandel eine Chance hat. Bild 4 zeigt die Informationen, die dem Nutzer zu der gewählten Handelsstrategie zur Verfügung gestellt werden. Dazu gehören die Kapitalkurve mit In- und Out-of-Sample-Daten, die Returns sowie verschiedene Kennzahlen.
B4 Forward-Test
Hat man einmal eine Strategie samt aller Parameter „festgezurrt“, geht diese vom Backtest zum Forward-Test über, wo die Performance auf Basis von neuen, also unbekannten Daten getrackt wird (roter Teil der blauen Kapitalkurve). Tradesq stellt hier viele Kennzahlen und Charts dar, die eine fortlaufende Analyse sehr bequem machen.
Quelle: Tradesq
Um das volle Potential des Tools auszuschöpfen, können natürlich viele Strategien im Forward-Testing-Bereich hinterlegt und somit jederzeit komfortabel getrackt werden. Tradesq geht sogar noch einen Schritt weiter und bietet die Möglichkeit, individuelle Portfolios mit ebendiesen Strategien zusammenzustellen und in ihrer Gesamtheit zu evaluieren (siehe Bild 5).
Ein herausragendes Feature ist der Tradesq-Algorithmus, der kontinuierlich nach Strategien in der Strategy Library sucht, die eine konsistente In-Sample-Performance, minimale kurzfristige Drawdowns und eine signifikante Anzahl von Trades aufweisen. Strategien, die diese Kriterien erfüllen, werden in die Warteschlange für den Forward-Test aufgenommen, sodass ihre Out-of-Sample-Performance zusammen mit den Erfolgskennzahlen von den Nutzern verfolgt werden kann.
B5 Portfolio Report
Im Bereich Forward Testing lassen sich nicht nur zahlreiche Strategien in Echtzeit mitverfolgen, auch eine Evaluierung von frei definierbaren Portfolien ist implementiert. Sie liefert einen guten Hinweis darauf, welche Strategien sich wie gut mit anderen Strategien ergänzen.
Quelle: Tradesq
Kosten und Abo-Modelle
Tradesq basiert auf einem Abonnementmodell und bietet zwei verschiedene Kursdatenpakete an, die sich an Futures- und Aktienhändler richten. Jedes Paket umfasst drei Varianten, die auf die individuellen Bedürfnisse der verschiedenen Händler zugeschnitten sind: Mit dem Basic-Abonnement können Nutzer ihre eigenen Handelsstrategien recherchieren und überwachen. Premium-Abonnenten können nicht nur ihre eigenen Codes recherchieren und überwachen, sondern haben auch Zugriff auf die Handelsstrategie-Codes aller Tradesq-Mitglieder.
Das teuerste Abonnement, Confidential, bietet alle Funktionen des Premium-Abonnements mit der zusätzlichen Möglichkeit, die eigenen Handelsstrategie-Codes zu verbergen.
Fazit
Tradesq richtet sich an ambitionierte Strategieentwickler und Trader, die viele Ideen ausprobieren und komfortabel im Forward-Test verfolgen möchten. Auch wenn die Anzahl der Aktien derzeit noch relativ überschaubar und der generelle Workflow gerade am Anfang alles andere als selbsterklärend ist – Tradesq ist ein hilfreiches Tool, das gerade dort Stärken hat, wo viele andere Softwarelösungen versagen: Die Möglichkeit, große Handelsuniversen auf verschiedenen Timeframes und Parameterkombinationen zu testen ist ein großes Plus, eine weitere Stärke ist die Fülle an offenen Strategiecodes, die aus der Community kommen. Für Trader, die Handelsstrategien mit Easy Language entwickeln und testen wollen, ist Tradesq eine wertvolle Ergänzung zu bestehenden Tools wie TradeStation und MultiCharts. Nicht zuletzt überzeugt das Forward Testing, insbesondere wenn man viele Strategien in der Pipeline hat.
Der Original-Artikel erschien in der Ausgabe 01.2024 im Magazin TRADERS´. Da es sich um einen historischen Beitrag handelt, können sich Personen-, Firmen- und Produktdaten, Webseiten, Software, Strategien, Marktphasen, gesetzliche Regelungen und anderes verändert haben bzw. ungültig geworden sein. Die Aktualität des Artikels bezieht sich somit stets auf das Erscheinungsdatum.
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