IVAN GOWAN: DIE TRADING-APP CAPITAL.COM BASIERT AUF KÜNSTLICHER INTELLIGENZ. WIE KANN MAN SICH DAS GENAU VORSTELLEN?
Gowan: Theoretisch ist der Handel einfach: Kaufen Sie niedrig und verkaufen Sie hoch. In der Praxis ist das aber nicht ganz so einfach. Das schwächste Glied in jedem Handelsplan ist der Trader – die eigene Psychologie hat einen großen Einfluss auf Erfolg oder Misserfolg. Künstliche Intelligenz im Trading kann dabei helfen, menschliche Schwächen zu identifizieren und zu überwinden. Capital.com ist sich dieses Umstands bewusst und hat einen Algorithmus zur Erkennung von Handelsverzerrungen entwickelt. Der analysiert den Handelsansatz des Kunden und erkennt bestimmte Verzerrungen – zum Beispiel zu frühen Gewinnmitnahmen oder Nachkaufen nach mehreren Verlustgeschäften. Wird eine Verzerrung erkannt, erhält der Kunde eine Nachricht mit einem Link zu einem geeigneten Artikel, der ihm helfen könnte, seinen Handelsansatz zu verbessern.
IVAN GOWAN: ZUSÄTZLICH BIETEN SIE MIT INVESTMATE EINE TRAININGS-APP AN, DIE SCHULUNGEN UND WEITERBILDUNGEN ANBIETET. WOHER KAM DIE IDEE UND WARUM IST IHNEN EINE SOLIDE AUSBILDUNG IHRER KUNDEN SO WICHTIG?
Gowan: Wir denken, dass Bildung im Finanzbereich – unabhängig davon, ob jemand in den gehebelten Handel einsteigen möchte – sehr wichtig ist. Aus diesem Grund haben wir Investmate entwickelt. Die App ist für jeden verfügbar, egal ob Capital.com-Kunde oder nicht. Viele finanzielle Entscheidungen werden ohne fundierte Kenntnisse der damit verbundenen Risiken und Alternativen getroffen. Das stellt nicht nur im CFD-Handel, sondern allgemein ein erhebliches Problem dar.
IVAN GOWAN: WIE LÄUFT DAS TRAINING BEI INVESTMATE GENAU AB?
Gowan: Zu Beginn wird dem Nutzer die Frage gestellt, ob bereits Erfahrungen mit dem Derivatehandel vorliegen oder nicht. Je nach Antwort schlägt die App dann fünf zu verfolgende Ziele vor. Jedes Ziel stellt eine Reihe kurzer Aktivitäten dar, von denen der Trader täglich drei absolvieren muss, um sein tägliches Ziel und somit schließlich sein Hauptziel zu erreichen. Versäumt ein Nutzer sein tägliches Training, wird er von der App benachrichtigt. Hat der Anwender sein Ziel erreicht, kann er ein schwierigeres Training zur Verbesserung seiner Fähigkeiten auswählen. Wenn der Nutzer zum Beispiel seine Kenntnisse über den Finanzmarkt verbessern will, bekommt er zunächst einen Überblick zu den finanziellen Grundbegriffen in Form virtueller Karteikarten. Im Anschluss kann er ein Quiz absolvieren. Ähnlich verläuft es, wenn der Nutzer eins der Video-Tutorials zu verschiedenen Themen des Handels und der Finanzwelt besucht. Die Nutzer sollen ihre Übungen im Sinne eines echten mobilen Trainings leicht in ihren Alltag integrieren können. Alle Trainingseinheiten sind dementsprechend so kurz, dass die Nutzer sie problemlos unterwegs oder in der Mittagspause erledigen können.
IVAN GOWAN: IN WELCHEN BEREICHEN KÖNNTE KÜNSTLICHE INTELLIGENZ IM TRADING IN ZUKUNFT EINGESETZT WERDEN?
Gowan: Es gibt viele Anwendungen in der Handelswelt. Wir konzentrieren uns auf die Fähigkeit der Künstlichen Intelligenz, menschliche Fehler zu korrigieren. Künstliche Intelligenz im Trading kann dazu beitragen, Handelsstrategien zu verfeinern und menschliche Schwächen zu minimieren. Als Trader können wir einen großen Widerstand dagegen haben, wenn es darum geht, aus unseren Fehlern zu lernen. Nicht selten tun wir das Gleiche wie zuvor, aber erwarten unterschiedliche Ergebnisse. Mit Künstlicher Intelligenz können wir diese menschliche Eigenschaft überwinden und hoffentlich mehr über die Fallstricke des Handels aufgeklärt werden sowie den Ansatz anpassen. Künstliche Intelligenz ist auch für die Datenverarbeitung von unschätzbarem Wert. Menschen werden zwar bei der Datenerfassung durch Computertechnik unterstützt, aber sie können den vollen Umfang der Daten nicht erfassen. Künstliche Intelligenz ist nicht nur dazu in der Lage, sondern kann auch eine fundierte Aussage über die gesammelten Daten auf Grundlage einer unabhängigen Analyse treffen. Gerade im Handel, wo täglich Millionen von Daten erzeugt werden, ist diese Fähigkeit unersetzlich.
IVAN GOWAN: KANN MAN MITHILFE KÜNSTLICHER INTELLIGENZ SEINE SCHLECHTEN EIGENSCHAFTEN BEIM TRADING WIRKLICH KOMPLETT AUSMERZEN?
Gowan: Ich glaube nicht, dass Künstliche Intelligenz nachteilige Eigenschaften beim Trading ganz eliminieren kann. Künstliche Intelligenz im Trading bietet jedoch die Möglichkeit, menschliche Schwächen zu minimieren und bessere Entscheidungen zu treffen. Wir Menschen halten nachweislich auch dann an unseren alten Mustern fest, wenn sie sich als nachteilig entpuppen. Paradoxerweise hat dies etwas mit unserem Bedürfnis nach Sicherheit zu tun. Diese Eigenschaft kann nicht aufgehoben werden, ohne stark in die Biopsychologie einzugreifen. Künstliche Intelligenz kann aber dabei helfen, uns massiv zu verbessern. Sie offeriert ein System, das den Trading-Ansatz von Händlern objektiv betrachtet und aufzeigt, wo ihre Verzerrungen sein können. Obwohl es vielleicht zu viel erwartet ist, dass die Mehrheit der Händler auf dieser Basis ihr Trading-Verhalten ändert, glauben wir doch, dass dieser Ansatz einen echten Unterschied für unsere Kunden ausmachen kann.
IVAN GOWAN: WARUM IST DIE AKTUELLE MARKTSITUATION SO UNGEWISS FÜR TRADER? WIE KANN MAN IN SOLCHEN SITUATIONEN CFDS BESONDERS INTELLIGENT EINSETZEN?
Gowan: Die aktuelle Marktsituation ist vor allem aufgrund politischer Faktoren so unsicher. Wir haben zum Beispiel den anhaltenden Handelskrieg zwischen den USA und anderen großen Volkswirtschaften. Das hat die Aktienmärkte nicht allzu sehr erschreckt, aber es könnte erklären, warum viele internationale Börsen die Dynamik der letzten Jahre nicht wiedergewinnen können. Dann gibt es die anhaltenden Brexit-Diskussionen. Vor Kurzem sind sowohl der Brexit-Sekretär als auch der britische Außenminister innerhalb von 24 Stunden zurückgetreten. Diese politische Instabilität erhöht die tägliche Volatilität in einer Vielzahl von Devisenmärkten. Typischerweise begrüßen Händler diese Volatilität. Aufgrund der Möglichkeit, das Risiko durch Stopp-Loss-Aufträge zu begrenzen, können CFDs eine besonders attraktive Möglichkeit sein, in diesen unsicheren Zeiten zu handeln. Kurse können genauso schnell steigen wie fallen, sodass Händler in der Lage sind, ein Hebelprodukt mit einer vernünftigen Risikokontrolle zu handeln. Sie können also versuchen, von dieser Marktunsicherheit zu profitieren.
IVAN GOWAN: KÖNNEN SIE UNS SCHON VERRATEN, WORAUF SICH DIE KUNDEN IM LAUFE DES JAHRES NOCH FREUEN KÖNNEN?
Gowan: Wir haben in den letzten Monaten eine Nutzerumfrage durchgeführt. Was wir daraus für Schlüsse ziehen, werden wir in Kürze bekanntgeben.
Der Original-Artikel erschien in der Ausgabe 09.2018 im Magazin TRADERS´. Da es sich um einen historischen Beitrag handelt, können sich Personen-, Firmen- und Produktdaten, Webseiten, Software, Strategien, Marktphasen, gesetzliche Regelungen und anderes verändert haben bzw. ungültig geworden sein. Die Aktualität des Artikels bezieht sich somit stets auf das Erscheinungsdatum.
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