Das Thema Mindfulness ist in vielen Bereichen zunehmend präsent: in der Medizin, dem Leistungssport und in den Management-Etagen. Zudem gibt es immer mehr Studien, die überwiegend die positiven Effekte belegen. Zu diesen zählen unter anderem der bessere Umgang mit und die Bewältigung von Angst, Stress und Depressionen. Auch ins Trading hält Mindfulness Einzug. Mindfulness im Trading gewinnt zunehmend an Bedeutung und wird von erfolgreichen Tradern als Schlüsselfaktor für ihren Erfolg angesehen. Kein Geringerer als Ray Dalio, Gründer von Bridgewater – einem der größten Hedgefonds der Welt, hält Mindfulness beziehungsweise Meditation für den entscheidenden Schlüsselfaktor seines Erfolgs: „Meditation, more than any other factor, has been the reason for what success I’ve had.“ (zu Deutsch: Meditation war mehr als alle anderen Faktoren der Grund für meinen Erfolg.)
B1 Langfristige Analyse
Ein Anleger möchte sein langfristiges Portfolio erweitern und wartet im Wochen-Chart auf einen Rücksetzer zur steigenden Trendlinie, um günstig ETFs auf den DAX nachzukaufen. Die letzte Gelegenheit dazu gab es im Jahr 2016. Die Integration von Mindfulness im Trading kann dabei helfen, rationale Entscheidungen ohne emotionale Ablenkungen zu treffen. Nun liegt ein erneuter Test der Linie, und damit ein weiterer Einstiegspunkt vor.
Quelle: www.tradesignalonline.com
Was Mindfulness bedeutet
Mindfulness ist weder esoterisch noch kompliziert. Der passende deutsche Begriff ist Achtsamkeit. Die Grundidee ist, sich seiner selbst mit allen externen und internen Eindrücken im aktuellen Moment bewusst zu sein, ohne in die Vergangenheit oder Zukunft abzuschweifen, und die Situation zu beobachten, ohne sie zu beurteilen. Im Trading-Kontext bedeutet Mindfulness im Trading, bewusst und ohne Ablenkungen im Hier und Jetzt zu agieren. Man könnte sagen, es ist das Gegenteil von Mindlessness, also achtlosem Verhalten. Es geht um bewusstes, objektives Beobachten des Moments. Sich zu vergegenwärtigen, dass das, was gerade passiert, letztlich das einzig Reale ist, was wir im Leben haben.
Im Buch „TraderMind: Get A Mindful Edge in the Markets“ definiert der Trading-Coach Steve Ward den Begriff Mindfulness im Trading-Kontext wie folgt: „Trading in the moment, paying attention to what the market is doing right now and the environment around you, being aware of your own thoughts, emotions, physical sensations and any impulses or tendencies to act.” Zu Deutsch: Trading in der Gegenwart. Darauf achten, was der Markt gerade macht und wie das eigene Umfeld aussieht. Sich seiner Gedanken, Emotionen und physischen Empfindungen bewusst sein sowie jeglichen Impulsen, die uns zu bestimmten Handlungen verleiten. Die Kursentwicklung zu beobachten und wahrzunehmen, wie sich der Kurs tatsächlich verhält, ohne in seinen Gedanken gefangen zu sein und ohne Emotionen wie Angst, Gier, Ärger, Hoffnung oder Reue, sondern geistig gegenwärtig im Hier und Jetzt. Ohne ständig an irgendwelche Prognosen zu denken, die wir uns vielleicht nur einbilden und die nie eintreten.
Man könnte meinen, dass genau aus diesem Prozedere eine der bekanntesten Trading-Weisheiten entstanden ist: „Trade what you see, not what you think!“ (zu Deutsch: Handle, was du siehst, und nicht, was du denkst.)
In der Realität verhalten sich die meisten Anleger ganz anders. Sie funktionieren in der Regel auf Autopilot – gesteuert vom eigenen Unterbewusstsein, ohne es zu bemerken. Mindfulness im Trading ermöglicht es, den Autopilot-Modus zu durchbrechen und bewusster zu handeln. Sie sehen Positionen im Gewinn und Verlust, freuen sich über profitable Signale und ärgern sich über schlechte und verpasste Trades. Sie beobachten nicht, ohne zu urteilen, ganz im Gegenteil: Sie sind emotional, lassen sich davon vereinnahmen und machen dann die typischen verhaltensbasierten Fehler, von denen sie glaubten, sie würden nur den anderen unterlaufen.
Insbesondere beim kurzfristigen Trading liegen Soll- und Ist-Ergebnisse weit auseinander. Trades werden ausgelassen, weil der Chart beim aktuellen Signal „ganz danach aussieht, als würde der Kurs an diesem Level scheitern“, oder Gewinne vorschnell mitgenommen, weil „der Markt diesmal schon ausgereizt zu sein scheint“. So werden Positionen kurzerhand anders gemanagt, als im Handelsplan vorgesehen – oft zum eigenen Nachteil. Der Grund sind Emotionen, die dem Unterbewusstsein entspringen und den Verstand des Traders trüben, ohne dass er es bemerkt. Nur wer in der Lage ist, sich in Echtzeit bewusst darüber zu werden, wie das Marktverhalten die eigenen Gedanken, Emotionen und (schlechten) Gewohnheiten beeinflusst, und wer diese Effekte bei sich beobachten kann, ohne sich ihnen hinzugeben, ist in der Lage, den Markt so objektiv wie möglich zu sehen und zu handeln.
Aber es gibt gute Nachrichten: Mindfulness kann man erlernen, wenn man sich darauf einlässt.
B2 Angst vor dem Signal
Die Gedanken des Anlegers beginnen zu kreisen, als er zum Platzieren der Einstiegsorder auf den Tages-Chart schaut. Statt seine nach Handelsplan vorgesehene langfristige Long-Position zu eröffnen, wird er von der unterbewussten Angst, der Markt könnte jeden Moment noch viel weiter abstürzen, eingeholt und platziert seine Order doch nicht. In solchen Momenten zeigt sich der Wert von Mindfulness im Trading, da es hilft, rationale Entscheidungen zu treffen und sich nicht von Ängsten leiten zu lassen. Dabei ist ihm nicht bewusst, dass er von seinen negativen Gedanken beherrscht wird, statt die vorab rational festgelegte Strategie umzusetzen. Mindfulness würde es ihm in dieser Situation ermöglichen, sich dieser Gedanken bewusst zu werden und als Beobachter seiner selbst in eine neutrale Position zu begeben. So wäre es möglich, den Chart als das zu sehen, was er ist (nämlich eine Long-Chance gemäß Trading-Plan), und nicht das, was man angstbedingt denkt (weiterer Absturz).
Quelle: www.tradesignalonline.com
Wir sind nicht unsere Gedanken
Zunächst schauen wir uns ein ganz entscheidendes Konzept an, das es zu verstehen gilt: Wir sind nicht unsere Gedanken. Die Bedeutung dieser zunächst etwas abstrakten Aussage wird uns bewusst, wenn wir erkennen, dass wir unsere Gedanken beobachten können. Durch die Praxis von Mindfulness im Trading können wir lernen, unsere Gedanken zu beobachten, ohne sie zu bewerten. Wir können uns selbst von außen sozusagen zuschauen. Plötzlich gewinnen wir Abstand zu den gegenwärtigen Gedanken und Emotionen, die ständig kommen und gehen. Und genau dieser neutrale Beobachter ist unser wirkliches Selbst.
Stellen Sie sich vor, wie Sie im Kino sitzen und einen Film schauen. Ihre Gedanken und Emotionen kreisen um das dortige Geschehen und wahrscheinlich fiebern Sie bei der Handlung mit, stellen sich vergangene und künftige Geschehnisse vor und reagieren emotional, wenn etwas passiert. Sie sind völlig von Ihren Gedanken und Emotionen vereinnahmt und vergessen, dass es nur ein Film ist. Doch unser Gehirn glaubt eben das, was wir denken, weil es seine Aufgabe ist – so wie unser Magen die Aufgabe hat, zu verdauen, was wir essen. Das Problem: Unser Gehirn glaubt unsere Gedanken oft auch dann, wenn sie der Fantasie entspringen. Aber in Wirklichkeit ist dieses Denken nicht Ihr Selbst, auch wenn Sie sich gerade damit identifizieren. Denn Ihr reales Selbst sitzt im Kinosessel und schaut sich bewegte Bilder auf einer Leinwand an.
Ein ganz ähnlicher Film, nur viel realer, läuft jeden Tag in unserem Kopf ab. Das zu durchschauen ist ein bisschen wie im Film „Matrix“, in dem der Hauptdarsteller Neo erkennt, dass er in einer Scheinwelt lebt.
Mindfulness ist das Instrument, um sich unser Selbst immer wieder bewusst zu machen und aus dem endlosen „Film“ an Gedanken und Emotionen zurück auf die Ebene des Beobachters zu wechseln. Es liegt in der Natur unseres Gehirns, immer wieder neue Gedanken zu produzieren und uns unbewusst permanent in den Strudel zurückzuziehen – wie während eines spannenden Films, bei dem man nicht wegschauen kann. Doch nichts ist wirklich so wichtig, wie Sie denken, während Sie es denken.
B3 Stolz oder Reue nach dem Signal
Geht die Idee aus Bild 1 nicht auf, kann sich unbewusst ein angenehmes Gefühl breit machen: Man redet sich ein, kein gutes Gefühl gehabt und es schon vorher geahnt zu haben. Läuft der Trade dagegen sofort an, wie hier zu sehen, entsteht schnell das Gefühl der Reue darüber, die Position nicht eröffnet zu haben. Mindfulness hilft uns auch hier weiter. Denn auch Stolz und Reue sind nur Emotionen, die in unserem Kopf existieren, dem Markt aber völlig egal sind. Wenn wir uns diese Tatsache bewusst machen, können wir die Emotionen akzeptieren und dann wieder loslassen, indem wir sie aus der Perspektive des Beobachters als das einstufen, was sie sind: positive oder negative Reaktionen auf ein Einzelereignis (!) mit zuvor unbekanntem Ausgang. Das Loslassen führt dazu, die Position als verpasste Chance abzuhaken, keine Anschlussfehler zu begehen (indem man beispielsweise viel zu spät noch kauft, nur um dabei zu sein) und Lehren für künftige Signale zu ziehen (zum Beispiel endlich Mindfulness-Praktiken in den Handelsplan zu integrieren oder die Order vorab limitiert in den Markt zu legen).
Quelle: www.tradesignalonline.com
Das Unbewusste bewusst machen
Für das Trading bedeutet das beispielsweise, sich am Morgen eine Strategie zurechtzulegen, aber sie dann, wenn es darauf ankommt, nicht umsetzen zu können, weil Gedanken und Emotionen die Kontrolle übernehmen – ohne dass uns das bewusst ist. Genau diese ständig aufkommenden Gedankengänge sind also das eigentliche Problem. Schon Carl Gustav Jung, ein Schweizer Psychiater und Begründer der analytischen Psychologie, erkannte die Bedeutung des Unterbewusstseins: „Until you make the unconscious conscious, it will direct your life and you will call it fate.” (zu Deutsch: Solange Sie sich das Unbewusste nicht bewusst machen, wird es Ihr Leben bestimmen und Sie werden es Schicksal nennen.) Wer erkennt, dass er die meiste Zeit von Gedanken und Emotionen ferngesteuert wird, hat deshalb einen Meilenstein in seiner persönlichen Selbstwahrnehmung erreicht. Gleichzeitig könnte das der vielleicht wichtigste Schritt zum Trading-Erfolg sein, den man jemals machen kann. Denn durch den Fokus des beobachtenden Selbst sorgen wir dafür, dass unsere höheren Gehirnareale wieder mehr Kontrolle bekommen. Gleichzeitig entziehen wir uns dem Einfluss unseres emotional-reaktiven, aufs Überleben in der Savanne programmierten „Reptiliengehirns“, welches uns kontraproduktiv in den Kampf- oder Fluchtmodus versetzt und an der Börse alle möglichen Fehler machen lässt.
I1 Wissenschaftliche Belege
klassischer | Faktor-Zertifikat | Turbo-Optionsschein | Open-End-Turbo- | Mini-Future | |
Optionsschein | mit Laufzeitbegrenzung | Optionsschein | |||
Laufzeit | begrenzt | unbegrenzt | begrenzt | unbegrenzt | unbegrenzt |
Abhängigkeit | Differenz zwischen Kurs des Basiswerts und Strike (nur am Bewertungstag) | Tagesabhängig; Rendite vs. Schlusskurs Vortag x Faktor | Differenz zwischen Kurs des Basiswerts und Strike; | Differenz zwischen Kurs des Basiswerts und Strike; | Differenz zwischen Kurs des Basiswerts und Strike; |
der Rückzahlung | Knock-Out-Barriere | Knock-Out-Barriere | Stopp-Loss-Barriere | ||
Knock-out/Stopp-Loss | nein | nein | ja | ja | ja |
Restwert bei Knock-out/Stopp-Loss | nein | nein | nein | nein | ja* |
Volatilitätseinfluss | hoch | nein* | nur in der Nähe der Barriere | nein | nein |
Finanzierungskosten über | Aufgeld | ManagementGebühr | Aufgeld | Anpassung Basispreis | Anpassung Basispreis und Stopp-Loss |
Totalverlust | Kurs des Basiswerts am Laufzeitende auf oder unter (Call) bzw. auf oder über (Put) dem Basispreis | Quasi-Totalverlust bei langem Gegentrend oder starkem Basiseffekt | bei Berührung/Verletzung der Barriere während der Laufzeit | bei Berührung/Verletzung der Barriere während der Laufzeit | bei Knock-out verbleibt aufgrund eingebauter Stopp-Loss-Schwelle kleiner Restwert* |
Rückzahlung bei Fälligkeit | Innerer Wert (am Bewertungstag) | kein Fälligkeitstermin | Innerer Wert (wenn Barriere während der Laufzeit unverletzt), ansonsten Totalverlust | kein Fälligkeitstermin | kein Fälligkeitstermin |
*Ausnahme: Extreme Marktphasen (Faktor-Zertifikat: Intraday Reset möglich, Mini-Future: Restwert kann bei großen Kurslücken null sein). |
Die Metastudie „Standardised Mindfulness-Based Interventions in Healthcare“ untersuchte eine Vielzahl von Studien zu Therapien, die auf Mindfulness basierten. Insgesamt nahmen 8.683 Patienten mit verschiedensten Diagnosen daran teil. Die Ergebnisse zeigten gegenüber Kontrollgruppen sowie Standardbehandlungen deutliche Verbesserungen bei Depressionen, Angst, Stress, Lebensqualität und körperlicher Funktionalität. Dauerhaft praktiziertes Meditieren verändert nachweislich die Strukturen im Gehirn, wie der Forscher Wolf Singer in einem Interview mit Michael Hesse vom Kölner Stadt-Anzeiger erklärte: „Diese Veränderungen beruhen auf prozeduralem Lernen, nehmen Zeit in Anspruch und ähneln jenen, die sich auch beim Erlernen anderer Fertigkeiten einstellen, etwa beim Jonglieren. Die meditationsbedingten Veränderungen im Gehirn stellen sich erst nach Monaten ein.“
Meditation als Ausweg
Der Ausweg besteht darin, dass Sie sich durch erlernte Achtsamkeit regelmäßig Ihrer Gedanken bewusst werden, und sich aus dem Film zurück auf die Ebene des Beobachters holen. Allerdings ist es leichter gesagt als getan, das im Alltag auch konsequent umzusetzen. Deshalb ist es sinnvoll, das gängige Hilfsmittel der Meditation einzusetzen. Man muss dazu kein Mönch sein und stundenlang im Schneidersitz verbringen. Entscheidend ist, den Prozess in den Tag zu integrieren und ihn so zur gelebten Routine werden zu lassen.
In der klassischen Variante konzentriert die Meditation sich auf das Atmen. In einer entspannten Sitz- oder Liegeposition lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den Rhythmus, die Bewegung und das Gefühl dabei. Sie beobachten und spüren, wie die Luft durch die Atemwege in die Lunge hinein und wieder heraus strömt. Dabei wird es schnell passieren, dass Ihre Gedanken zu wandern beginnen – versuchen Sie, das zu bemerken, akzeptieren Sie die Gedanken und lassen Sie sie wieder los, indem Sie Ihre Aufmerksamkeit zurück auf die Atmung lenken. Die abschweifenden Gedanken werden immer wieder auftauchen, das liegt in der Natur unseres Unterbewusstseins. Versuchen Sie, dies in der Meditation immer wieder bewusst zu erkennen, und lernen Sie, den Fokus zurück zur Atemübung zu dirigieren.
Das ist im Prinzip schon die ganze Übung. Der Zweck ist es, Gedanken als solche zu erkennen und zu akzeptieren, aber sich von ihnen nicht beeinflussen zu lassen, sondern die Kontrolle über sich selbst als Beobachter zu behalten. Dazu reichen schon wenige Minuten am Tag aus, im Idealfall verteilt über verschiedene Tageszeiten. Sie können das Ganze jederzeit und überall durchführen, da Sie Ihre Atmung schließlich immer dabeihaben.
Kurzfristige Anleger können auch während des Handels eine Minute finden, um diese Übung ganz bewusst durchzuführen und zu erkennen, wie ständig neue Gedanken über den Markt kommen und gehen. Probieren Sie es aus. Viele Menschen sind nur so lange skeptisch, bis sie es ernsthaft ausprobiert haben.
I2 So wird man achtsamer
Auch kleine Dinge im Alltag haben einen großen Effekt, wenn Sie diese regelmäßig in Ihren Tagesablauf einbauen. Probieren Sie doch einmal die folgenden Dinge aus:
- Tun Sie mal buchstäblich nichts: Versuchen Sie, an einem ruhigen Ort nur für wenige Minuten in sich zu gehen, Ihre Gedanken zu beobachten und sie wieder loszulassen.
- Gewöhnliches schätzen lernen: Entdecken Sie die schönen Details in alltäglichen Dingen (zum Beispiel auf dem Arbeitsweg, beim Einkaufen oder beim Sport).
- Entspannen Sie sich auch mal körperlich und nicht nur geistig: Körper und Geist bilden eine Einheit, sodass es Ihnen auch mental hilft, Stress und Anspannung abzubauen, wenn Sie sich körperlich entspannen.
Gedanken kommen und gehen
Viele Anleger können während der Handelszeiten gar nicht aufhören zu denken. Und das, obwohl die meiste Zeit überhaupt keine neuen Entscheidungen getroffen werden müssen. Mit der Zeit werden Sie durch Meditation ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass Gedanken letztlich nur eine Funktion unseres Geistes sind. Sie tauchen immer wieder auf, ähnlich wie Bewegungen unseres Körpers immer wieder ablaufen. Man erkennt, wie diese Gedanken bei bestimmten Marktbewegungen aus dem Unterbewusstsein entstehen und wie man sie schnell wieder loslässt. Sie lernen, den Fokus immer wieder zurück zur Atmung, den realen Kursbewegungen und Ihrem Trading-Plan zu bringen, um dann regelmäßig die objektiv richtigen Entscheidungen zu treffen. Das ist der Zustand, den Profis als emotionsloses Trading bezeichnen. Es ist in Wahrheit nie wirklich emotionslos – aber man ist sich der Emotionen auf analytischer Ebene bewusst, ohne sie zur Handlungsgrundlage zu erheben. Und das macht den entscheidenden Unterschied.
I3 Self Compassion
Viele Anleger neigen dazu, sich übermäßig zu kritisieren – oft für Dinge, die sie zum Zeitpunkt der Entscheidung überhaupt nicht wissen konnten. Das sind emotionale Reaktionen, die auf Dauer zu übertrieben negativem Denken und Frustration führen. Statt sich zu kritisieren, stellen Sie sich vor, was Sie einem guten Freund sagen würden, der gerade genau das erlebt oder denselben Fehler begangen hat wie Sie. Diese Botschaft ist meist deutlich positiver – und das sollte auch das sein, was Sie zu sich selbst sagen. Self Compassion bedeutet, wie zu einem guten Freund barmherzig mit sich selbst zu sein, freundlich und verständnisvoll, statt sich endlos zu beurteilen und zu kritisieren. Wir sind alle nur Menschen.
Jeder ist verletzlich und macht Fehler, keiner ist perfekt. Das bedeutet, dass viele andere Anleger genau die gleichen Probleme haben: unnötig ausgestoppte Positionen, Verluste und Drawdowns. Wir müssen verstehen, dass diese Dinge ganz normal sind und wir bei keinem Problem jemals die Einzigen sind, die damit fertig werden müssen. Um emotional in dieser Situation loszulassen (statt sich mit ihnen zu identifizieren), hilft es auch hier, Mindfulness zu praktizieren. So kann man sich auf das Entscheidende fokussieren: Was kann ich daraus für die Zukunft lernen? Wenn die Lektion gelernt ist, können Sie sich selbst vergeben, die Situation abhaken und weitermachen.
Fazit
Die Zeiten, in denen Mindfulness und Meditation als esoterischer Humbug abgetan wurden, sind vorbei. Inzwischen gibt es einen wahren Trend hin zu diesem Thema – auch und gerade an der Börse. Denn hier kann Mindfulness der entscheidende Faktor sein, der Ihnen die Stabilität liefert, die Sie am Markt bisher vergeblich gesucht haben. Um den Effekt wirklich auszuschöpfen, sollten Sie kurze Meditationseinheiten fest im Alltag verankern. Nur so lässt sich der mentale Vorteil wirklich entwickeln und festigen, statt am Ende doch wieder ins Unterbewusste abzudriften. Schließlich wussten schon die alten Stoiker um Epiktet: „Niemand ist wirklich frei, der nicht der Meister seiner selbst ist.“
Das alles darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Mindfulness kein Heiliger Gral ist. Entscheidend ist nach wie vor, dass die eigene Handelsstrategie einen positiven Erwartungswert hat. Ohne Vorteil am Markt wird Achtsamkeit also nicht dazu führen, dass wir plötzlich Gewinne machen. Allerdings hilft sie Anlegern dabei, Signale so gut wie möglich umzusetzen und möglichst keine verhaltensbasierten Fehler zu begehen. Und das kann bereits den entscheidenden Unterschied ausmachen.
Der Original-Artikel erschien in der Ausgabe 12.2018 im Magazin TRADERS´. Da es sich um einen historischen Beitrag handelt, können sich Personen-, Firmen- und Produktdaten, Webseiten, Software, Strategien, Marktphasen, gesetzliche Regelungen und anderes verändert haben bzw. ungültig geworden sein. Die Aktualität des Artikels bezieht sich somit stets auf das Erscheinungsdatum.
- Lesen Sie einen weiteren interessanten Artikel zum Thema: “Meister der Muster: So profitieren Sie von vielversprechenden Chart-Formationen”
- Folgen Sie der Traders-Mag Gruppe auf TradersYard…
- Informieren Sie sich über die neuesten Ausgaben des Traders-Magazine…
- Melden Sie sich zu den TradersMag Daily-Briefings an…
Featured by TradersYard und AgenaTrader